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Ein Kritiker der EZB tritt ab
Jens Weidmann legt zum Jahresende sein Mandat als Chef der Bundesbank nieder
Bei den Koalitionsverhandlungen wird es nicht allein um Ministerposten gehen. Seit dieser Woche steht eine weitere wichtige Personalfrage im Raum, die für Diskussionen bei SPD, Grünen und FDP sorgen wird: Am Mittwoch kündigte Bundesbank-Chef Jens Weidmann seinen Rücktritt zum Jahresende an. »Bleiben Sie eine hörbare Stimme der Vernunft«, gab der 53-jährige Weidmann seinen Mitarbeiter*innen mit.
Was er als »Vernunft« bezeichnet, war stets eine sehr deutsche Sicht der Dinge. Weidmann übernahm 2011 den Chefposten der Bundesbank, nachdem sein Vorgänger und Co-Doktorvater Axel Weber hingeworfen hatte. Auslöser für Webers Rücktritt waren Unstimmigkeiten mit den anderen Mitgliedern des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) gewesen. Während die Mehrheit im wichtigsten Entscheidungsgremium der EZB im Kampf gegen die Eurokrise auf eine expansive Geldpolitik setzte, war Weber gegen das Fluten der Eurozone mit billigem Geld.
Weidmann übernahm diese Einstellung von seinem Vorgänger. Als der damalige EZB-Chef Mario Draghi im Jahr 2012 die sprichwörtliche »Bazooka« rausholte, war Weidmann das einzige Mitglied im EZB-Rat, das gegen das unbegrenzte Anleihenkaufprogramm OMT stimmte, mit dem die Krise bekämpft werden sollte. Er warnte damals vor Inflation, einer Staatsfinanzierung durch die Notenpresse und der dadurch stattfindenden Verschleppung von Reformen in den Eurokrisenländern. Im restlichen Europa machte er sich mit dieser harten Haltung keine Freunde.
Als Draghi 2019 als EZB-Chef aufhörte, soll Weidmann scharf darauf gewesen sein, selber oberster Hüter des Euros zu werden. Doch unterlag er in der europäischen Postendiplomatie der ehemaligen Chefin des Internationalen Währungsfonds, der Französin Christine Lagarde. Deutschland durfte dafür den Chefposten der EU-Kommission mit Ursula von der Leyen besetzen.
Während der Coronakrise wurde es ruhig um Weidmann. Er war nicht mehr der laute EZB-Kritiker wie zur Zeit der Eurokrise. »Der EZB-Rat macht keine Geldpolitik für Deutschland, sondern für den Euroraum insgesamt«, sagte er im August der »Welt am Sonntag«. Vor einigen Jahren wäre ihm ein solcher Satz vermutlich nicht so leicht über die Lippen gekommen.
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