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Alles gegeben
Union Berlin verliert 2:5 gegen Bayern München - und wahrt sein Gesicht
Mittelfeldmann Rani Khedira ließ den Kopf hängen. Verteidiger Timo Baumgartl sank auf die Knie. Die beiden Akteure des 1. FC Union Berlin wussten spätestens jetzt, dass es im Heimspiel gegen den FC Bayern München nichts mehr zu holen gab. Elf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte Nationalspieler Thomas Müller soeben im Stadion An der Alten Försterei den Treffer zum 2:5 erzielt.
Dabei blieb es bis zum Schluss. »In der ersten Hälfte waren wir nicht da. Wir waren zu weit auseinander, bekamen nie Balldruck und sind nie durchgelaufen. Wir haben die Bayern nicht gestresst. Nach dem Anschluss spürten wir ein bisschen Hoffnung«, sagte Unions Trainer Urs Fischer. »In der zweiten Hälfte habe ich das Gesicht von Union gesehen. Wir waren dem 2:3 näher als Bayern dem 1:4. Die Mannschaft hat Mentalität und Leidenschaft gezeigt.«
Für die Gastgeber, die als Tabellenfünfter den Spitzenreiter aus München zum Spitzenspiel gefordert hatten, endete mit der vom Ergebnis her deftigen Niederlage eine eindrucksvolle Serie von 21 Heimspielen ohne kompletten Punktverlust. Die Münchner konnten dagegen ihr am Mittwoch durch das DFB-Pokal-Aus bei Borussia Mönchengladbach (0:5) erlittenes Trauma zumindest ein Stück weit kaschieren. »Wir sind total froh, dass wir die gewünschte Reaktion zeigen konnten. Wir haben gegen einen sehr heimstarken Gegner gespielt. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert, auch verdient mit 3:1 geführt«, sagte Bayerns Co-Trainer Dino Toppmöller. »Uns war bewusst, dass in der zweiten Halbzeit eine extreme Wucht auf uns zukommt. Da hatten wir das Quäntchen Glück. Union ist noch mal mit dem 2:4 zurückgekommen, aber wir haben wieder eine Reaktion gezeigt.«
Toppmöller vertrat letztmalig den an Corona erkrankten Julian Nagelsmann. Bayerns Cheftrainer verfolgte die Partie in der Quarantäne in seiner technisch perfekt ausgestatteten Küche im Home-Office. Am Dienstag (21 Uhr) im Champions-League-Heimspiel gegen Benfica Lissabon darf Nagelsmann wieder auf der Bank sitzen. Vorher wird er seinen Schützlingen schon erzählen, was ihm gegen Union gepasst und missfallen hat.
Zunächst trat der Rekordmeister so auf, wie man es von einem angeschlagenen Boxer erwarten konnte. Doch nach 35 Minuten führten die Gäste mehr als standesgemäß mit 3:0. Torjäger Robert Lewandowski versenkte erst einen Handelfmeter in die linke untere Ecke. Dann knallte der Pole einen direkten Freistoß halbhoch in die rechte Torseite. Zudem drückte Nationalspieler Leroy Sané die Kugel aus Nahdistanz über die Linie. »Wir sind nicht so gut reingekommen. Die Bayern haben sehr viel Druck gemacht und sind durch zwei Standardsituationen in Führung gegangen. Das ist ärgerlich«, sagte Unions Verteidiger Niko Gießelmann.
Ein bisschen schien Union in der sonst als Festung funktionierenden Alten Försterei Angst vor der eigenen Courage zu haben. Dabei war die Atmosphäre prächtig. Union hatte von der Senatsverwaltung grünes Licht für 16 509 Besucher unter 3G-Bedingunen erhalten. Damit waren es knapp 6000 Zuschauer mehr als an den ersten fünf Spieltagen. Zu den »neuen« Besuchern gehörten auch die Ultras, die erstmals seit dem Lockdown im März 2020 in einem Bundesligaspiel zumindest akustisch wieder alles gaben. Bis die Maximalzahl von 22 012 Zuschauern erreicht ist, will die aktive Szene aber auf einen optischen Support mit Zaunfahnen, Transparenten und Choreografien größtenteils verzichten.
Die laute Stimmung sorgte vielleicht für etwas zu großen Druck für Union, auch wenn die Mannschaft sowohl während als auch nach der Partie traditionell von ihren Fans abgefeiert wurde. Die ersten Gegentore fielen jedoch zu einfach. Vor dem Strafstoß zum 0:1 hatte Abwehrmann Paul Jaeckel die Hand zu weit oben. Beim 0:2 musste Schlussmann Andreas Luthe den Freistoß von Lewandowski in die Torwartecke passieren lassen.
Die Eisernen, die ohne den verletzen Stürmer Max Kruse antraten, wahrten ihr Gesicht und gaben nie auf. Gießelmann und Julian Ryerson konnten mit ihren Toren zum 1:3 und 2:4 die Begegnung zumindest vorübergehend spannend machen. Die Bayern dachten schon nach dem Knaller von Kingsley Coman zum 1:4 an eine Vorentscheidung. Doch erst Müller machte den Deckel drauf.
Im Gegensatz zu den Bayern ist Union noch in drei Wettbewerben vertreten. Am Donnerstag (21 Uhr) geht es für die Köpenicker in der Europa Conference League mit einem »Heimspiel« im Berliner Olympiastadion gegen Rotterdam weiter.
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