300 Laternen pro Jahr fallen in Berlin um

Ein Arbeiter lehnt sich in Prenzlauer Berg an einen Lichtmast, der daraufhin umstürzt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

In der Paul-Robeson-Straße in Prenzlauer Berg ist auf dem Gehweg eine auseinander gebrochene Betonröhre mit rot-weißem Absperrband gesichert. Die zwei Teile – eins steht noch fest und eins liegt daneben – verbindet ein dickes Stromkabel. Das sind die bisher nicht entfernten Reste einer Laterne, die unvermittelt umkippte, als sich ein fülliger Bauarbeiter lässig dagegen lehnte.

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Der unerhörte Vorfall ereignete sich vor einem Monat am frühen Morgen des 2. Oktober. Es war ein Samstag. Die Anwohner schliefen noch. Einige schreckten durch den gewaltigen Krach hoch und eilten auf ihren Balkon. Dort sahen sie eine Gruppe erschrockener Bauarbeiter, die nicht zu erklären vermochten, wie dies geschehen konnte. So dick ist doch kein Mensch, dass er einen massiven Betonmast einfach wegdrückt.

Die herbeigerufene Polizei vermutet, dass ein Fahrzeug beim Einparken mit der Laterne kollidierte und ermittelt wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, wie »nd« auf Nachfrage erfuhr. Nach Aussage der Anwohner war der Bereich vor der Laterne bereits von den Bauarbeitern abgesperrt, die etwas an den Wasserleitungen zu erledigen hatten. Der Zusammenstoß mit einem Fahrzeug muss also vorher erfolgt sein, vielleicht sogar lange vorher. Denn dunkel erinnert sich ein Anwohner, früher schon einen Riss im Beton entdeckt zu haben. Doch der Riss schien ihm nur oberflächlich zu sein. Die Laterne wackelte damals kein bisschen. Vielleicht ist danach wieder jemand beim Einparken dagegen gestoßen und der Arbeiter gab dem Mast dann unbeabsichtigt den Rest. Verletzt wurde niemand. Polizei und Technisches Hilfswerk waren schnell vor Ort. Der größere Teil der Laterne, der quer über den Fußweg lag, war nach einigen Tagen weggeräumt.

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In der Hauptstadt gebe es rund 220.000 landeseigene Lichtmasten, die mit Strom oder Gas betrieben werden, erläutert Olaf Weidner, Sprecher der zuständigen Stromnetz Berlin GmbH. Jährlich werden 2000 von ihnen stichprobenartig auf ihre Standsicherheit hin überprüft. »Es stürzen ungefähr 300 Masten im Jahr um«, berichtet Weidner. Im vergangenen Jahr seien es 297 gewesen. In etwa 95 Prozent der Fälle sei dies auf Unfälle zurückzuführen, ansonsten zum Beispiel auf einen starken Sturm oder umknickende Bäume. Normalerweile werden alte Lichtmaste nach 25 bis 50 Jahren ersetzt, manche halten nach Auskunft von Pressesprecher Weidner auch länger. Betonmasten wie der in der Paul-Robeson-Straße – ein typisches Modell aus DDR-Tagen – würden jedoch grundsätzlich nicht mehr verwendet. Im vorliegenden Fall wird, um die Laterne zu ersetzen, also ein Modell aus Metall ausgewählt, das sich optisch am besten in die Umgebung einpasst. Laut Weidner ist hier mit Kosten in Höhe von rund 3500 Euro zu rechnen. In der Regel dauere es einen Monat, bis eine umgekippte Laterne ersetzt sei.

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Bisher gibt es noch keinen Ersatz. Zwei Familien sind darüber nicht unglücklich. Denn die alte Laterne strahlte ihr Licht sehr grell genau in ihre Wohnzimmer. Das sei immer sehr störend gewesen, erzählen sie. So wie es jetzt sei: »Herrlich.«

Wie an vielen Stellen in Pankow befindet sich auch der Gehweg in der Paul-Robeson-Staße in einem jämmerlichen Zustand. Es gibt einige lose Platten und andere Stolperfallen. Besonders gefährlich durch die nun reduzierte Beleuchtung des Straßenabschnitts ist das aber nicht. Die Laternen im Umkreis spenden noch genug Licht.

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