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Charité warnt vor vollen Intensivstationen
Trotz steigender Infektionszahlen fehlt es in diesem Herbst an Behandlungskapazitäten und Personal
Die zuletzt von manchem verdrängte Corona-Pandemie kehrt ins Bewusstsein der Berliner zurück. Zu Wochenbeginn wurden in der Stadt 81 Ansteckungen binnen 24 Stunden registriert. Und auch wenn die Hauptstadt, wie vom Robert Koch-Institut (RKI) am Montag gemeldet, mit 140,2 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner im Schnitt der vergangenen sieben Tage weiter unter dem bundesweiten Inzidenzwert von 154,8 liegt, wächst die Sorge. Zumal mehrere Bezirke deutlich schlechter dastehen – allen voran Mitte mit 177,8. Auch Spandau, Reinickendorf und Neuköln sowie Friedrichshain-Kreuzberg haben den Wert von 170 überschritten.
Jetzt schlägt die Charité, mit gut 3000 Betten Deutschlands größte Universitätsklinik, angesichts stark steigender Corona-Zahlen vor einer Überlastung der Intensivstationen Alarm. Die Zahl der Patienten sei in den vergangenen Tagen merklich gestiegen, sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in der Charité. Vor allem unter Ungeimpften rechne er mit einem deutlichen Anstieg an Neuinfektionen. »Aktuell sind etwa 90 Prozent der Covid-19-Patientinnen und -Patienten in der Charité nicht geimpft«, so Kreis. Wenn es nicht gelinge, die Impfquote deutlich zu steigern, werde das zu mehr stationären Behandlungen und zu massiven Einschränkungen in den Kliniken führen.
Zwar liegt die Zahl der Hospitalisierungen je 100 000 Einwohner, ein wichtiger Indikator für die Belastung der Berliner Krankenhäuser, mit aktuell 3,4 noch relativ niedrig. Doch ist am Freitag der Anteil der belegten Betten auf den Intensivstationen auf inzwischen 11,7 Prozent gestiegen. Laut RKI wurden zu diesem Zeitpunkt von den 382 in den Krankenhäusern liegenden Corona-Patienten 120 intensivmedizinisch behandelt. 89 von ihnen mussten beatmet werden.
Besorgniserregend ist die hohe Ansteckungsrate unter Kindern und Jugendlichen. Laut RKI ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe von 10 bis 14 mit einem Wert von 273,7 besonders hoch, gefolgt von Fünf- bis Neunjährigen mit 248,9 und 14- bis 19-Jährigen mit 226,2. In den nicht oder wenig geimpften Altersgruppen werde das Virus aus der Schule in die Familien weitergetragen.
Es drohe in den nächsten Wochen eine deutliche Einschränkung der Versorgung von nicht an Corona Erkrankten, »wenn sich diese Entwicklung entlang der Prognosen fortsetzt und keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden«, sagte Kreis. Verschärft werde die Situation dadurch, dass bundesweit deutlich weniger Intensivbetten zur Verfügung stünden als vor einem Jahr, da Pflegepersonal fehle. Experten zufolge haben zahlreiche bisher auf Intensivstationen tätige Menschen angesichts der extrem hohen Dauerbelastung während der seit 19 Monaten anhaltenden Pandemie erschöpft aufgegeben.
Die vorhandenen Intensivbetten seien derzeit vor allem mit Menschen belegt, die nicht am Coronavirus erkrankt seien, so Kreis. Dadurch stünden kaum freie Betten für die Covid-19-Versorgung zur Verfügung. Der Vorstandsvorsitzende der Charité, Heyo K. Kroemer, forderte: »Wir benötigen dringend wieder die Einführung von Freihaltequoten bei den Intensivbetten.« Dies ermögliche es den Krankenhäusern, ausgewählte Behandlungen zu reduzieren und Verlegungen zwischen den Häusern planbar zu organisieren. »Ohne die Wiedereinführung dieser Quoten wird die Versorgung der Covid-19-Erkrankten in den kommenden Wochen und Monaten nicht zu gewährleisten sein«, so Kroemer.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) erklärte am Morgen im Sender ntv, sie halte die Forderung der Krankenhäuser berechtigt. Kalayci forderte den Bund auf, die Vorhaltung erneut zu finanzieren. Mit dpa
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