- Sport
- Vierte Corona-Welle
Sportverbände fürchten den nächsten Lockdown
Trotz hoher Inzidenz fordert der DOSB eine Garantie für Bewegung im Freien, während Profiklubs ihre Fans nicht wieder ausschließen wollen
An diesem Donnerstag werden Spitzenfunktionäre vom Fußball über Eishockey, Handball und Basketball bis zu den Breitensportverantwortlichen wieder gebannt auf die Ministerpräsidentenkonferenz schauen. An Appellen von praktisch allen Seiten mangelt es vor dem nächsten Corona-Gipfel nicht. »Der Fehler des Vorjahres, als die weitgehende Schließung von Spiel- und Sportstätten und die Kontaktbeschränkungen alle Menschen zur Bewegungslosigkeit verurteilten, darf sich nicht wiederholen«, sagte am Dienstag der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann.
Trotz der schwierigen Infektionslage dürfe es für Geimpfte und Genesene keinerlei Einschränkungen bei der Sportausübung geben, forderte der DOSB. Er reklamierte auch eine »Outdoor-Sport-Garantie für alle«. Heißt nach Vorstellung des DOSB: Für Sport im Außenbereich darf höchstens 3G gelten – sprich: genesen, geimpft oder getestet. Für Sport im Innenbereich hält der Verband 2G – geimpft oder genesen – für sinnvoll.
»Außenbereiche sind immer unkritischer als Innenbereiche«, sagte unlängst der Lübecker Virologe Jan Rupp. »Wenn man das gut kontrolliert, ist das Stadion kein Problem, weil man draußen ist und Abstand halten kann.« Die Probleme könnten aber vor und nach einem Spiel kommen. »Manche treffen sich auch davor und stehen am Stadion eng beieinander, nachher gehen sie vielleicht zusammen in die Kneipe«, mutmaßte Rupp.
Impfpflicht für Profis als Einheitssignal
Die Corona-Kennzahlen entwickeln sich derzeit dramatisch. Zu Wochenbeginn stieg die Inzidenz erstmals auf über 300. Die Impfdebatte ist derweil auch im Sport, und speziell im Fußball, kräftig befeuert worden. Bayern Münchens Joshua Kimmich hatte Bedenken wegen angeblicher Langzeitfolgen durch Vakzine geäußert und fand sich wenig später als Kontaktperson des infizierten Nationalmannschaftskollegen Niklas Süle in Quarantäne wieder.
Mit 2G-Maßnahmen soll auch der Wille zum Impfen gestärkt werden. Für Fans gilt das Prinzip bereits jetzt häufig. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder brachte am Dienstag auch eine Impfpflicht für den Profifußball ins Spiel. Würde dies diskutiert, wäre das ein »Signal auch der Einheit von Fans und Spielern«, sagte der CSU-Politiker. Wie lange Fans Verständnis dafür haben, nur mit 2G-Regel ins Stadion zu kommen, ihre Idole aber nur einen negativen Coronatest benötigen, ist tatsächlich offen. Mit dieser Argumentation lässt sich die Einschränkung des Arbeitsrechts aber kaum begründen.
Der Chef der Deutschen Fußball-Liga, Christian Seifert, versprach derweil, die Bundesliga und ihre Klubs würden sich für eine höhere Impfquote einsetzen. Neben der Vorbildwirkung gibt es aber noch einen weiteren Aspekt in der Debatte Spielerimpfungen, den Gernot Tripcke als Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) jüngst ansprach: »Ungeimpfte sind für uns, abgesehen von der Gesundheit, ein Risiko für den Spielbetrieb.« Und der soll tunlichst weitergehen, möglichst mit Zuschauern. Wenn Großveranstaltungen durchgeführt würden, dann nur mit maximaler Sicherheit, die zurzeit zur Verfügung stehe, betonte RKI-Chef Wieler Ende vergangener Woche. Am besten wäre es aber, »wenn wir Großveranstaltungen absagen würden«, sagte er besonders mit Blick auf Menschenmengen in Innenräumen.
Es ist noch Geld im Notfalltopf
Für den Sport steht einiges auf dem Spiel. »Wenn es wieder einen Lockdown gäbe, wäre das wahrscheinlich das Einfachste«, sagte DEL-Boss Tripcke: »Nur kommt es dann wirtschaftlich zur Katastrophe.« Im staatlichen Hilfstopf seien von den vorgesehenen 400 Millionen Euro noch 165 Millionen vorhanden. Die müsse man aber nur anzapfen, wenn es wirklich zu einem erneuten Stopp des Spielbetriebs käme, sagte der Boss der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann. dpa/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!