Bruder-Filz bei CNN und den US-Demokraten

Interessenkonflikt: Starmoderator Chris Cuomo half seinem mächtigen Bruder

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Chris Cuomo ist bis auf Weiteres suspendiert. Der Starmoderator des liberalen US-Kabelfernsehsenders CNN war einer der wichtigen Köpfe, die der Demokratenbasis abends die Welt erklären. Der einflussreiche Fernsehjournalist ist außerdem der Bruder von Andrew Cuomo, des im August 2021 zurückgetretenen Gouverneurs des Bundesstaates New York.

Mehrere Frauen hatten den Demokraten – der bereits als harter Machtpolitiker bekannt war – der sexuellen Belästigung bezichtigt. Seine Getreuen aus dem zentristischen Parteiestablishment verteidigten ihn lange, zu seinen Unterstützern gehörte auch sein Bruder Chris, in einem offensichtlichen Interessenkonflikt zwischen seiner Rolle als unabhängiger Journalist und der Familienloyalität.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Wie aus einer Mail hervorgeht, die von der gegen Andrew Cuomo ermittelnden New Yorker Staatsanwältin Letitia James veröffentlicht wurde, betrieb der CNN-Moderator offenbar mediale Schadensbegrenzung für seinen Bruder, beriet ihn in PR-Fragen – sehr weitgehend. Zwar hatte Cuomo in seiner Sendung auf CNN den beschuldigten Ex-Gouverneur nicht offen in Schutz genommen und sich in der Berichterstattung des Senders über seinen Bruder zurückgehalten.

Der 51-Jährige hat auch einen Ruf zu verlieren: Er wurde er mit mehreren Emmy-Preisen ausgezeichnet, arbeitete für mehrere Fernsehsender auch international in einem Dutzend Länder. Doch die nun veröffentlichten Dokumente zeigen, wie weit der nichtöffentliche »Demokraten-Familien-Filz« zwischen Partei und CNN als parteinahem Sender hinter den Kulissen ging. So nahm Chris Cuomo an Strategie-Telefonkonferenzen teil.

Er versuchte, für seinen großen Bruder die Identität einer Frau zu recherchieren, die den New Yorker Gouverneur beschuldigt, sie bei einer Hochzeit belästigt zu haben. Schon vorher hatten einige Zuschauer und Beobachter die Stirn gerunzelt wegen der kumpelhaften Art, mit der Chris Cuomo seinen Bruder live interviewte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!