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DHB-Frauen starten sanft in die heiße Turnierphase

Die deutschen Handballerinnen gehen nach dem Sieg gegen Ungarn mit einer perfekten Ausgangslage in die Hauptrunde der WM

  • Michael Wilkening
  • Lesedauer: 4 Min.

Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Qualität der Kontrahenten in einem Turnier von Partie zu Partie zunimmt - eigentlich. Bei der Weltmeisterschaft in Spanien stehen die deutschen Handballfrauen an diesem Mittwoch zum Start in die Hauptrunde jedoch vor einer Aufgabe, die die bislang einfachste werden dürfte. Nach dem knappen aber verdienten 25:24-Erfolg im finalen Vorrundenmatch gegen Ungarn am Montagabend startet die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zunächst gegen die Republik Kongo in die zweite Turnierphase, ehe die folgenden Partien gegen Südkorea und Dänemark darüber entscheiden, ob die Deutschen diesmal den Sprung in das Viertelfinale schaffen.

Natürlich redet niemand öffentlich darüber, aber das Team aus der Republik Kongo hat nicht das Niveau wie Tschechien, die Slowakei oder Ungarn, mit denen es die deutschen Frauen bislang in Spanien zu tun bekommen haben. Mit einem überraschenden Erfolg gegen Tunesien schafften es die Spielerinnen aus Zentralafrika in die Hauptrunde, hatten zuvor aber deutliche Niederlagen gegen Südkorea und Dänemark kassiert. Für Bundestrainer Henk Groener und sein Team bietet das die Möglichkeit, nach dem am Dienstag vollzogenen Umzug von Valencia nach Barcelona vergleichsweise sanft in die zweite Phase der WM starten zu können. Den Auftakt gegen die Afrikanerinnen hatten sich die deutschen Frauen durch den Sieg gegen Ungarn »verdient«. »Es wird unsere Aufgabe sein, dem Gegner zu zeigen, dass der Handball in Deutschland auf einem anderen Level ist«, sagte Groener, ehe er sich mit seinem Team per Bus auf den Weg in Richtung Barcelona machte. In Granollers, unweit der Hauptstadt Kataloniens, werden die Partien der Hauptrunde ausgetragen.

Neues Führungsduo

In Lliria in der Nähe von Valencia hatten sich die deutschen Spielerinnen die perfekte Ausgangslage für die Hauptrunde geschaffen - weil sie in der Lage waren, stark zu bleiben, als sie zum ersten Mal in den Tagen auf der iberischen Halbinsel voll gefordert wurden. »Das gibt uns ein gutes Gefühl, weil wir wissen, dass wir auch enge Partien gewinnen können«, sagte Alina Grijseels. Die Kapitänin stieg mit »viel Selbstvertrauen« in den Bus. Ihren Kolleginnen erging es ähnlich, was viel mit dem neuen Führungsduo der deutschen Mannschaft zu tun hatte. Neben Grijseels schwang sich mit Emily Bölk auch die Co-Kapitänin in der spielentscheidenden Phase zur Anführerin auf.

Bei der Europameisterschaft vor einem Jahr gaben Kim Naidzinavicius und Julia Behnke auf und neben dem Feld den Ton an. Die talentierten jüngeren Spielerinnen wie Grijseels und Bölk ordneten sich dahinter ein. Nachdem sich die beiden Anführerinnen aus dem Nationalteam verabschiedet hatten, weil sie nicht mit dem Führungsstil des Bundestrainers einverstanden waren, entstand ein Machtvakuum, das die Nachrückerinnen ausfüllen sollten - und bislang ausfüllen.

Grijseels und Bölk sind seit ein paar Monaten per Amt die wichtigsten Figuren des deutschen Nationalteams. Jetzt, bei der WM in Spanien sind sie dabei, dies mit Leistung zu bestätigen. In den finalen zehn Minuten der Partie gegen Ungarn, als völlig offen war, wie die Nervenschlacht enden würde, trugen sie das Team zum Sieg. Vier der letzten fünf Treffer erzielte das Duo, das bei den zurückliegenden Turnieren noch nicht so sehr im Fokus gestanden hatte. Bölk erfuhr zwar aufgrund ihres außerordentlich großen Talents eine relativ große mediale Aufmerksamkeit, aber erst bei dieser Weltmeisterschaft wird sie ihren Möglichkeiten mit dominanten Auftritten gerecht. Im Angriff beeindruckt die 23-Jährige mit ihrer Durchsetzungskraft - im Duell Frau gegen Frau ist die Rechtshänderin nicht zu stoppen und schafft allein durch ihre Anwesenheit Raum für die Mitspielerinnen.

Arbeit ohne Applaus

»Ich bin nach diesem Kampf bis zur letzten Sekunde super happy«, sagte Bölk, die nicht nur im Angriff mit eigenen Toren und schlauen Anspielen überzeugte, sondern in der Deckung als Teil des Innenblocks mitentscheidend auch dafür verantwortlich ist, dass die Abwehr im Turnierverlauf bislang die Paraderolle im Spiel der Deutschen ausfüllt. Für die Arbeit in der Deckung gibt es nur selten Applaus, sie ist aber mindestens ebenso wichtig für den Erfolg. Gegen das Team aus der Republik Kongo ist davon auszugehen, dass sich Bölk und Grijseels im Laufe der Partie auf der Bank erholen können. Denn auf die Stärke der neuen Chefinnen wird es in den Partien gegen Südkorea und Dänemark wieder ankommen.

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