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Nur noch Dreischanzentournee
Das dritte Springen in Innsbruck muss wegen Föhnsturms abgeblasen werden
Die Bergisel-Schanze von Innsbruck ist bei der Vierschanzentournee seit 1953 regelmäßig ein Ort dramatischer Ereignisse. Recht oft hatte das in der Vergangenheit mit der schlechten Präparation des Aufsprunghangs zu tun, auf dem etwa die Deutschen Severin Freund (2016) und Richard Freitag (2018) nach schweren Stürzen ihre Chancen auf den Gesamtsieg einbüßten. Noch häufiger sorgte allerdings der Wirbelwind im Inntal für Probleme. Auch an diesem Dienstag ließ wieder ein Föhnsturm die Bäume rund um das architektonische Meisterwerk wild hin- und herschwanken.
Nach mehreren Verschiebungen wurde das dritte Springen der 70. Vierschanzentournee schließlich um 15 Uhr abgeblasen. Damit fällt die Entscheidung um den Gesamtsieg wie 2008 zum zweiten Mal in einer »Dreischanzentournee«. Wie damals soll das dritte Springen am Mittwoch an der wettersichereren Schanze von Bischofshofen nachgeholt werden, wo dann am Donnerstag auch traditionell das Finale über die Bühne geht.
»Wir wären wirklich gern gesprungen, aber Innsbruck ist halt die Föhnhauptstadt schlechthin. Da haben zwei Wetterfronten gegeneinander gekämpft. Die Absage war absolut richtig, ich hätte kein gutes Gefühl bei einem Springen gehabt«, erklärte der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher. »Der Wind kommt auch von hinten. Wir hatten Messwerte bis zu acht Meter pro Sekunde. Die Gesundheit der Springer steht im Vordergrund, es gab keine Alternative zur Absage«, begründete Sandro Pertile, Skisprung-Direktor des Internationalen Skiverbandes Fis.
Innsbruck ist die windanfälligste Tourneeschanze: 2014 und 2017 fiel hier die Entscheidung nach nur einem Durchgang. Vor 14 Jahren war die Konkurrenz sogar zum ersten Mal komplett abgesagt worden. Der Finne Janne Ahonen gewann im Anschluss beide Springen in Bischofshofen und krönte sich mit seinem fünften Gesamterfolg zum alleinigen Rekordhalter bei der Tournee.
Auch diesmal könnte nach der Absage von Innsbruck bei den beiden Finalspringen der »Dreischanzentournee 2.0.« Skisprung-Geschichte geschrieben werden. Der Japaner Ryoyu Kobayashi hat nach seinen Auftaktsiegen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen die Chancen, als erster Flieger zum zweiten Mal den Grand Slam mit Siegen in allen vier Springen in einer Ausgabe zu schaffen. Dieses Kunststück war ihm bereits vor drei Jahren einmal geglückt.
»Bischofshofen ist meine Lieblingsschanze«, sagte Kobayashi. Zudem sind die Windbedingungen auf der Naturschanze berechenbarer als in Innsbruck, und der Japaner befindet sich in herausragender Form.
Der beste Deutsche Markus Eisenbichler liegt mit 21,1 Punkte Rückstand schon deutlich zurück. In Innsbruck, wo er am Montag im Training auf den inoffiziellen Schanzenrekord von 139 Metern gesegelt war, hätte er wegen des Wirbelwinds vielleicht noch die Chance zur Aufholjagd gehabt. Doch nun hilft wohl nur noch ein Wunder. »Am Bergisel passiert immer am meisten bei der Tournee. Wir müssen nun auf einen Fehler von Ryoyu Kobayashi hoffen und dann zur Stelle sein«, meinte Bundestrainer Horngacher. Sein Team fuhr nach einem Essen im Hotel in Innsbruck noch am Dienstagabend in den Finalort der Tournee.
Eine weitere Verschiebung des windumtosten Springens in Innsbruck in den Abend hinein war an diesem Dienstag einmal mehr nicht möglich, weil es in Innsbruck keine Flutlichtanlage gibt. Das ist schon seit Jahren ein Ärgernis und nachdem es nun auch in Garmisch-Partenkirchen Flutlicht gibt, ist die Traditionsschanze von Innsbruck die letzte bei der Tournee ohne künstliches Licht. Nach der neuerlichen Absage wächst der Druck weiter, wobei der scheidende Innsbrucker Organisationschef Alfons Schranz im Verbund mit den politischen Entscheidungsträgern bereits angekündigt hat, dass der Bergisel nun auch eine Flutlichtanlage bekommen wird. Läuft alles glatt, möglicherweise schon im nächsten Jahr.
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