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Millionenbetrag für die Stasi-Unterlagen

Torhaus im alten Cottbuser Knast soll Archiv-Außenstelle werden

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Verein Menschenrechtszentrum Cottbus nutzt das alte Zuchthaus der Stadt vornehmlich, um über politische Häftlinge zu informieren, die in der DDR dort einsaßen. Der Vereinsvorsitzende Dieter Dombrowski, nach gescheiterter Republikflucht einst selbst hier eingesperrt, will andere politische Häftlinge aber keineswegs ausblenden. Bei Führungen weist er extra auf Traute Lafrenz hin. Ihre Haftzeit in Cottbus: Ende 1944 bis Anfang 1945. Sie war die Freundin von Hans Scholl und sie ist die letzte Überlebende der antifaschistischen Widerstandsgruppe Weiße Rose. Als Experte zum Gespräch mit dem Kulturausschuss des Landtags geladen, erwähnt Dombrowski das am Mittwoch.

Eigentlich geht es den Abgeordneten um die vor einem halben Jahr erfolgte Eingliederung der Stasi-Unterlagenbehörde ins Bundesarchiv. Die Außenstelle Frankfurt (Oder) mit ihren 43 Mitarbeitern und elf Kilometern Aktenbestand soll erhalten bleiben, berichten Archivpräsident Michael Hollmann und seine Stellvertreterin Alexandra Titze. In Cottbus werde im alten Zuchthaus eine neue Außenstelle aufgebaut. Jeden letzten Dienstag im Monat gibt es dort schon einen Beratungstermin. Für eine richtige Außenstelle ist das Torhaus ins Auge gefasst, das allerdings erst umgebaut und saniert werden muss. Ein Millionenbetrag ist erforderlich. Das bringt das Bundesarchiv in Verlegenheit, sollte es die Stasi-Unterlagen doch eigentlich kostenneutral unter seine Fittiche nehmen.

Zehn Mitarbeiter müssten es für die Außenstelle Cottbus sein, findet die Stasi-Landesbeauftragte Maria Nooke - offiziell und sperrig formuliert, ist sie die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. Zehn Mitarbeiter wären nicht zu viel verlangt. Schließlich zähle Mecklenburg-Vorpommern weniger Einwohner als Brandenburg, habe aber für drei Außenstellen der Stasi-Unterlagenbehörde 86 Beschäftigte. Im Moment leisten die 43 Mitarbeiter in Frankfurt (Oder) die Beratungen in Cottbus mit.

Dieter Dombrowski vom Menschenrechtszentrum wünscht sich, dass Stadt, Land und Bund das Torhaus als gemeinsames Projekt ansehen. Aus einem Potsdamer Ministerium soll es leider geheißen haben: »Wenn das Bundesarchiv da rein will, dann soll es das auch bezahlen.« Dombrowski begreift den Einzug der Außenstelle als »Chance«. Welche Rolle Traute Lafrenz und die acht anderen Frauen der Weißen Rose, die in Cottbus eingekerkert waren, in dem Konzept eines Cottbuser Stasi-Unterlagenarchivs spielen? »Zeigen, welche Mechanismen Diktaturen gemeinsam haben - egal, ob sie rot, braun oder was anderes sind«, sagt Dombrowski, der bis 2019 CDU-Landtagsabgeordneter war.

Auch Christoph Poster, zur Wendezeit Pfarrer der Cottbuser Oberkirche, Mitglied des oppositionellen Neuen Forums und Mitstreiter im Stasi-Auflösungskomitee, erzählt dem Kulturausschuss was von »Verschränktheit der nationalsozialistischen Diktatur und der SED-Diktatur«. Erst als die Abgeordnete Isabelle Vandré (Linke) an die »Singularität des Holocaust« erinnert, beteuern Nooke und Polster, dass an der Einzigartigkeit der Naziverbrechen kein Zweifel bestehe.

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