- Kommentare
- Debatte um Nachtragshaushalt
Lindner ist selbst schuld
Warum sich Christian Lindner nicht als Bundesfinanzminister wird profilieren können
Christian Lindner ist an seiner Lage selbst schuld. Statt sich mit dem von ihm so sehr gewünschten Posten als Bundesfinanzministerium profilieren zu können, wird er regelmäßig an den finanz- und koalitionspolitischen Realitäten scheitern. Die Debatte um den Nachtragshaushalt ist ein erster Vorgeschmack, was vermutlich in den nächsten Jahren noch kommen wird.
Dass der Staat 2021 weitaus weniger Neuschulden brauchte als geplant, kann sich Lindner nicht selbst auf die Fahnen schreiben. Das würde ihm keiner abnehmen, zu frisch ist er noch im Amt. Gleichzeitig können konservative Kritiker ihm jetzt aber ein Verrat an einem zentralen Wahlversprechen vorwerfen, weil der Großteil der nicht benötigten Neuschulden – nämlich 60 von fast 85 Milliarden Euro – im Energie- und Klimafonds für notwendige Investitionen zurückgelegt werden soll. Da ist es egal, dass der Bundesfinanzminister und FDP-Chef das Potenzial nicht ganz ausschöpft und ein Zurück zum ausgeglichenen Haushalt im Jahr 2023 verspricht, für seine rechten Kritiker*innen ist das bereits ein Verrat am Prinzip der Schuldenbremse.
Gleichzeitig kann Lindner nicht als der Steuersenkungsminister auftreten, der er gerne wäre. So werden seine konservativen Kritiker*innen ihm wohl noch oft genug um die Ohren werfen, dass er nun ankündigte, die sogenannte kalte Progression nur teilweise ausgleichen zu wollen.
Die einzige Funktion, die Lindner deswegen noch als Bundesfinanzminister bleibt, ist die des Verhinderers – und zwar von notwenigen Reformen. Seien es notwendige Investitionen in die Energiewende oder in etwas mehr soziale Gerechtigkeit, überall wird er mit Verweis auf die Haushaltsdisziplin ein Riegel vorschieben können. Eine progressive Steuerreform hat er ja schon in den Koalitionsverhandlungen verhindert. Doch einen Namen wird er sich mit seinen Möglichkeiten als Bundesfinanzminister nicht machen können. Höchstens wird er für Streit in der Koalition sorgen.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!