- Kommentare
- Paragraf 219a
Recht der Gegenwart anpassen
Birthe Berghöfer über die Pläne zur Abschaffung des Paragrafen 219a
Wer heute Informationen braucht, sucht diese zunächst im Internet. Das ist die Lebensrealität der allermeisten Menschen im 21. Jahrhundert. Doch während ein Großteil Humbug, ja sogar Hass und Hetze ins Netz stellen darf, ist es Ärzt*innen untersagt, sachliche Informationen zum Schwangerschaftsabbruch zu veröffentlichen. Sie müssen wegen des Paragrafen 219a mit strafrechtlichen Ermittlungen und Verurteilungen rechnen. 2021 wurde die Ärztin Alicia Baier sogar für ein Interview wegen »Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft« angezeigt.
Ein »unhaltbarer Zustand« urteilte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Montag zurecht. Daher habe er nun einen Referentenentwurf zur Abschaffung des Paragrafen eingebracht. Dies ist nicht nur lang ersehnt, sondern dürfte ganz konkrete Folgen haben: Menschen, die vor der schwierigen Frage nach einem Schwangerschaftsabbruch stehen, finden dann nicht mehr nur Seiten von Abtreibungsgegner*innen im Netz, sondern auch fachliche Informationen. Im besten Fall würden sogar mehr Praxen darüber informieren, dass sie Abtreibungen durchführen oder gar damit anfangen. Darin liegt ein weiterer wichtiger Schritt: die Schließung des Engpasses in der medizinischen Versorgung von ungewollt Schwangeren.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!