Tokajew entmachtet Nasarbajews Familie

Kasachstans Staatsführung nach Ausschreitungen umgebaut

  • Lesedauer: 2 Min.

Nur-Sultan. Nach den blutigen Ausschreitungen in Kasachstan geht Präsident Kassym-Schomart Tokajew weiter gegen die Machtstrukturen seines Vorgängers Nursultan Nasarbajew vor. Auf Tokajews Anordnung sei Nasarbajews Neffe Abisch Samat Satybaldyuly als Vizechef des Geheimdienstes entlassen worden, teilte das Präsidialbüro am Montag in Nur-Sultan mit. Timur Kulibajew trat als Vorsitzender des Präsidiums des einflussreichen Unternehmerverbandes zurück. Der 55-jährige Unternehmer ist Ehemann einer der Töchter des Ex-Präsidenten, der die frühere Sowjetrepublik fast 30 Jahre lang regiert hatte. Er war 2019 überraschend zurückgetreten, behielt aber weitgehende Machtbefugnisse in dem öl- und gasreichen Land.

In dem lange international wegen seiner Stabilität gelobten Land hatte es Anfang des Monats zunächst Proteste gegen eine Verdopplung der Preise für Gas gegeben. Die Demonstrationen schlugen nach wenigen Tagen in Gewalt um. Staatschef Tokajew sprach von einem Angriff »terroristischer Banden«. Landesweit wurden bei den Unruhen nach offiziellen Angaben 225 Menschen getötet.

Tokajew entmachtete im Zuge der Ausschreitungen mehrere Vertraute Nasarbajews und baute die Staatsführung um. Der 81-jährige Ex-Präsident wurde als Chef des mächtigen Sicherheitsrates entlassen und Geheimdienstchef Karim Massimow verhaftet.

Erst am Samstag hatte Dimasch Dossanow den Chefposten beim kasachischen Öltransportunternehmen Kastransoil niedergelegt. Er ist ebenfalls verheiratet mit einer Tochter Nasarbajews. Kairat Scharipbajew ist nicht mehr Leiter des Gasunternehmens QasaqGas. Er soll mit der ältesten Tochter Dariga Nasarbajewa zusammen sein - sie war die mächtigste Frau Kasachstans. dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!