Dann lassen wir es eben ganz!

Rainer Rutz über die Kapitulation der Berliner Verwaltung vor der Omikron-Wand

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn selbst Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) nun schon zum wiederholten Male erklärt, dass den allmorgendlich überlieferten Zahlen zu den Neuinfektionen nicht zu trauen ist, dann läuft etwas gehörig schief in der Pandemiebekämpfung. Zur Erinnerung: Nach den Weihnachtsferien galten die Zahlen als unzuverlässig, weil die Gesundheitsämter erst aus dem festtäglichen Schlummermodus geweckt werden mussten. Aber Mitte Januar, so das Versprechen, würden wir klarer sehen. Nichts sieht man seither klarer.

Da die Ämter in den Bezirken angesichts der explosionsartigen Entwicklung der Infektionszahlen noch viel weniger als zuvor damit hinterherkommen, die Fälle in die Datenbanken einzupflegen, wird mit weitgehend wertlosen Zahlen operiert. Völlig unklar ist zudem bei der Corona-Statistik zu den Krankenhäusern, ob jemand wegen oder mit dem Virus auf den Stationen liegt. Und ob die veröffentlichten Impfquoten wirklich den aktuellen Stand wiedergeben, sei erst recht dahingestellt.

Die Datenkapitulation des Berliner Verwaltungswesens lässt sich auch nicht mit den Rechenkünsten der Regierenden Bürgermeisterin kaschieren. So hatte Franziska Giffey (SPD) vor einer Woche kurzerhand alle unter 18-Jährigen aus der Impfquotenberechnung herausgenommen. Und siehe da! Oh Wunder! Schon lag die Quote bei 79,9 Prozent - Impfziel von 80 Prozent fast erreicht. Die Gesundheitssenatorin verzichtet glücklicherweise auf solch billige Taschenspielertricks.

Am Grundproblem ändert das nichts. Berlins Verwaltung befindet sich mit Blick auf die zur Pandemiebekämpfung eigentlich nötige Digitalisierung irgendwo in den Nullerjahren. So gesehen ist es dann schon wieder konsequent, bei der Kontaktpersonen-Nachverfolgung nun auch offiziell zu sagen: Dann lassen wir es eben ganz! Der Blindflug geht munter weiter.

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