- Kommentare
- Rechte Coronaproteste in Berlin und Brandenburg
Berlin ist nicht Dänemark
Die Pandemie wird enden, aber nicht weil Corona-Proteste stattfinden
Wie beschämend und würdelos ist es, an einem Krankenhaus gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren, in dem Menschen um Leben kämpfen? Sei es als Patient*in, als Ärzt*in, als Pflegekraft - egal, um welche Erkrankung es sich handelt. In dem viele Menschen, die hier einen schweren Verlauf mit einer Covid-19-Infektion erleben mussten, diesen Kampf verloren haben, darunter mindestens ein Mitarbeiter der Rettungsstelle. »Mehr Dänemark wagen« war auf einem Transparent zu lesen, das die Demonstrierenden am Montagabend vor sich her und am Vivantes-Klinikum Friedrichshain vorbeitrugen, und natürlich weiß jeder, was damit gemeint ist. Dänemark hat vor wenigen Tagen die meisten Auflagen zur Bekämpfung der Pandemie ausgesetzt: Abstand, Masken, Kontaktbeschränkungen - passé.
Ich gebe zu: Ich warte auf diesen oder einen ähnlichen Moment genauso wie viele andere. Und das auch nicht erst seit gestern. Ich warte aber auf einen Zeitpunkt, der quasi von Beginn der Pandemie an auch in Aussicht gestellt wurde: dass Corona zu einer Endemie wird - und dann Sars-CoV-2 zwar auch künftig Tausende infizieren wird, aber ohne dass Hunderttausende daran sterben oder sich mit schweren Verläufen und unklaren Spätfolgen quälen müssen. Wer allein die Todesraten angesichts der erfolgten Impfkampagne betrachtet, muss doch begreifen, dass nahezu alles, was zur Bekämpfung der Ausbreitung der Corona-Infektionen unternommen wurde, auch Wirkung gezeigt hat. Nicht für jeden Einzelnen und nicht immer zum Guten, das ist klar. Aber nicht einmal auf solch eine simple Differenzierung lassen sich die »Spaziergänger« ein. Und entlarven sich damit selbst mindestens als Egoisten. Berlin ist nicht Dänemark, hier leben viel mehr Menschen auf engem Raum, aber die Pandemie wird auch hier zu Ende gehen. Aber nicht, weil manche an Corona-Protesten teilnehmen, die immer mehr zu absurden und rechten Aufmärschen mutieren.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.