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  • Olympiagold in der Nordischen Kombination

Die Kontaktperson holt Gold

Kombinierer Vinzenz Geiger folgt als Olympiasieger dem infizierten Eric Frenzel

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 4 Min.

Eric Frenzel hatte es geahnt. »Mit ein bisschen Glück ist ein Coup für das deutsche Team möglich«, meinte der erfolgreichste deutsche Skisportler der Geschichte vor der ersten Entscheidung der Nordischen Kombinierer in Zhangjiakou, auch wenn er selbst in der Corona-Quarantäne festsaß. Dass dann ausgerechnet der als enge Kontaktperson, von ihm eingestufte Vinzenz Geiger sein Nachfolger als Olympiasieger wird, war nach dem Verlauf des Wettkampfes aber doch eine echte Sensation.

»Wie geil. Ich gratuliere dir - was für ein Hammerrennen«, schrieb Frenzel bei Instagram nach einem der ereignisreichsten Entscheidungen der Olympiageschichte dieser Sportart. Geiger war von Platz elf nach dem Springen nach vorn gerast und am letzten Anstieg des 10-Kilometer-Skilanglaufs noch an seinem lange führenden Teamkollegen Johannes Rydzek vorbeigeflogen. Es war ein Happy End für diese von Corona überschatteten Tage bei den »Königen« des Wintersports. Vier der acht besten Kombinierer im Weltcup fehlten wegen positiver Tests, neben Frenzel und dem zweiten Deutschen Terence Weber auch der norwegische Überflieger Jarl Magnus Riiber.

»Unglaublich! Man darf eben niemals aufgeben. Ich habe mich einfach so gut gefühlt und hatte noch nie so gute Ski an den Füßen. Und das alles nach dem Riesenscheiß und Psycho-Chaos der letzten Tage. Aber das hat mich noch heißer gemacht«, erklärte Geiger. Im Moment seines größten Triumphs dachte der Teamolympiasieger von 2018 an seine beiden Teamkollegen in der Quarantäne: »Ich finde es schlimm, dass Eric und Terence in Isolation sind. Ich kann glücklich sein, dass ich überhaupt starten konnte.«

Weil er als enger Kontakt von Frenzel und damit als potenzielles Ansteckungsrisiko ausgemacht worden war, musste Geiger in den vergangenen Tagen immer wieder separat vom Team zum Sprungtraining fahren. »Wir haben dann ein Extra-Shuttle für ihn gebucht, aber das ist einfach nicht rechtzeitig gekommen und auch mal eine falsche Strecke gefahren«, schilderte Bundestrainer Hermann Weinbuch die Strapazen von Geigers Woche. Dessen Trainingsleistungen auf der Schanze waren dann auch entsprechend. Zur Spitze fehlten viele Meter.

In diesen Momenten, so berichtete Geiger nun, hätten ihn die Telefongespräche mit der Freundin daheim gerettet: »Ich hatte ja so viel Zeit allein in meinem Hotelzimmer.« Die Unterstützung seiner Partnerin und ein von Weinbuch verordneter Ruhetag brachten den 24-Jährigen rechtzeitig zum Wettkampf auf der Schanze halbwegs zurück in die Spur.

Nach seinem Sprung auf 98 Meter auf der Normalschanze von Zhangjiakou glaubte dennoch nicht einmal mehr der erfahrene Chefcoach an eine Siegchance für Geiger. »Vielleicht hat Vinzenz noch eine kleine Chance auf Bronze«, erklärte Weinbuch mit Blick auf den Rückstand von 1:26 Minuten nach dem Springen. Tatsächlich sah auch alles lange nach einem Triumph von Geigers Oberstdorfer Kollegen Johannes Rydzek aus. Der im Springen viertplatzierte Doppelolympiasieger von 2018 führte mit konstant hohem Tempo eine Spitzengruppe an, zu der zunächst auch der dritte Oberstdorfer Julian Schmid gehörte.

Geiger arbeitete sich 40 Sekunden dahinter an eine Gruppe um den starken Norweger Jörgen Graabak heran. Nach einer kurzen Ruhephase schoss Geiger dann das »Adrenalin in den Körper«, wie er sagte. Am letzten Anstieg holte er nach einer unglaublichen Attacke den völlig erschöpften Rydzek ein und setzte sich im Zielsprint knapp vor Graabak durch. Rydzek fiel sogar noch auf Rang fünf zurück, Schmid komplettierte das überragende Abschneiden des Oberstdorfer Trios als Achter. Hermann Weinbuch schüttelte noch Minuten nach der Fortsetzung der unglaublichen Goldserie seiner Kombinierer den Kopf: »Ich bin fassungslos nach dieser Leistung. Ich hatte Bedenken, dass Vinzenz die anderen Favoriten heranführt und wir als Team am Ende mit leeren Händen dastehen. Aber er war einfach überragend stark.«

Selbst der medaillenlose Rydzek konnte diesem Ende etwas abgewinnen: »Ich bin stolz, ein Teil dieses unglaublichen Rennens gewesen zu sein. Und ich freue mich für einen Oberstdorfer, einen guten Freund. Vinz’ hat es sich verdient, er ist der Beste in unserem Team.« Und ganz nebenbei einer, der auch ohne all die Corona-Ausfälle unter den Topathleten eine Goldchance gehabt hätte. Schließlich hatte er bei der Olympia-Generalprobe in Seefeld neben Frenzel auch den überragenden Weltmeister Jarl Magnus Riiber bezwungen.

Die beiden könnten genau wie Terence Weber in der kommenden Woche beim Einzelwettbewerb von der Großschanze und der Teamkonkurrenz - auch hier hatte Deutschland 2018 jeweils Olympiagold gewonnen - wieder dabei sein. Olympiasieger Geiger freut sich darauf: »Wir haben ein geniales Team. Eric Frenzel ist immer noch eines meiner größten Vorbilder, und ich hoffe, dass ich hier noch gemeinsam mit ihm starten kann.«

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