Schlechte Aussichten

Mit den Atomenergieplänen bricht Emmauel Macron eigene Wahlversprechen

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 2 Min.

Frankreichs Pläne zum Atomkraftausbau hat Präsident Emmanuel Macron geschickt in einen Energiemix eingebunden. Neben Ideen zum Energiesparen etwa durch bessere Gebäudeisolierung und einem ehrgeizigen Programm für Sonnen- und Windenergie verkündete er jetzt eine »Renaissance für die Kernkraft«: Keiner der 56 Reaktoren wird abgeschaltet, sondern im Gegenteil wird ihre Lebensdauer verlängert. Ferner sollen sechs neue Atomkraftwerke alsbald und weitere acht bis 2050 gebaut werden. So will Macron die Stromversorgung trotz eines absehbar stark steigenden Bedarfs sicherstellen und dies zu bezahlbaren Preisen. Zudem soll das Ganze ein Betrag zur nachhaltigen Entwicklung und zum Klimaschutz sein.

Macron stellt sich damit dem Trend in anderen Ländern – nicht zuletzt beim engen Partner Deutschland – entgegen. Außerdem bricht er seine Versprechungen aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2017, als er einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie angekündigt hatte. Für eine solche langfristige Energiewende bräuchte er Zeit und solide Unterstützung im Parlament. Aber beides fehlt Macron noch. Er steht zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl, für die er offiziell noch nicht einmal Kandidat ist, und ob er bei der Parlamentswahl im Juni die absolute Mehrheit seiner Bewegung En marche wiederbekommt, ist ungewiss.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Auch ist es um die Sicherheit und Zuverlässigkeit bei Betrieb und Neubau von Kernkraftwerken längst nicht so gut bestellt, wie er die Öffentlichkeit glauben machen will. Gerade erst mussten wieder sieben Reaktoren vom Netz gehen, weil bei Kontrollen Risse und Roststellen entdeckt wurden. Und die Fertigstellung des ersten Meilers eines neuartigen Reaktortyps in Flamanville, der eigentlich als Vorbild dienen soll, hat sich schon um zehn Jahre verlängert; ein Ende ist nicht abzusehen. Ganz zu schweigen davon, dass die Kosten fünfmal höher sind als ursprünglich veranschlagt. Keine guten Aussichten für Macrons Kernkraftpläne.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.