Allerhöchste Zeit zum Gegensteuern

Angesichts steigender Preise fordern Organisationen schnelle Hilfe für Menschen in Armut

Vertreterinnen und Vertreter von 17 Organisationen fordern von der Ampel-Koalition, Menschen in Armut zügig und gezielt zu unterstützen. »Es ist allerhöchste Zeit, armutspolitisch gegenzusteuern«, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Minister. Unterzeichnet haben den Brief unter anderem Sozialverbände wie der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Diakonie Deutschland, aber auch der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie die Jugendorganisationen von SPD und Grünen.

Die anhaltend hohen Preissteigerungsraten insbesondere auch bei den Stromkosten werden nicht annähernd von den zum neuen Jahr angepassten Regelsätzen aufgefangen, so die Verfasser. Zugleich werde die Not der Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, durch die Mehrkosten für Masken und andere pandemiebedingte Ausgaben verschärft. »Die Kaufkraftverluste und zusätzlichen finanziellen Belastungen wiegen umso schwerer, da das derzeitige Niveau in der Grundsicherung ohnehin zu niedrig ist, um das soziokulturelle Existenzminimum sicherzustellen«, so die Verfasser. Man nehme »mit großer Sorge« wahr, »dass der im Koalitionsvertrag angekündigte Sofortzuschlag für von Armut betroffene Kinder auf sich warten lässt«.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Durchschnittlich 78 Euro fehle Kindern in der Grundsicherung schon vor der Pandemie, so Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland am Dienstag. »Dieses Loch in der Haushaltskasse wird von Monat zu Monat größer«, erklärte Loheide mit Blick auf die Inflation und pandemiebedingte Mehrkosten. »Geld fehlt für das Nötigste wie Schulmaterial, Kleidung oder gesundes Essen.«

Zuletzt hatte es Preissteigerungen von knapp fünf Prozent gegeben. Am Freitag hatte der Konjunkturchef des ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser, der »Welt am Sonntag« gesagt, dass Lebensmittel in Deutschland in diesem Jahr um sieben Prozent steigen könnten. »Somit dürften die Nahrungsmittelpreise in diesem Jahr ein maßgeblicher Inflationstreiber werden«, so Wollmershäuser. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung sagte am Dienstag ebenfalls weitere Preissteigerung voraus. Insbesondere die Gaspreise würden Menschen in Armut zunehmend belasten. Generell hätten Haushalte mit niedrigem Einkommen ein besonderes Problem mit starker Teuerung, weil sie vor allem unverzichtbare Alltagsgüter kaufen, so das IMK.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, erläuterte am Dienstag zur Initiative für den offenen Brief: »Wer Kinderarmut den Kampf ansagt und Soforthilfe verspricht, muss auch genau das liefern: Leistungen, die umgehend und wirklich substanziell helfen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!