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  • Olympische Winterspiele in Peking

Biathletinnen feiern eine »Scheiß-Medaille«

Die deutsche Staffel läuft auf den Bronzerang

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 4 Min.

Es waren rührende Bilder, die Deutschlands Biathletinnen am Ende des Staffelrennens hinter dem Zielstrich lieferten. Völlig ausgepumpt lag dort ihre Schlussläuferin Denise Herrmann am Boden, die emotionale Erstversorgung der 33-Jährigen leisteten Vanessa Voigt, Vanessa Hinz und Franziska Preuß. Die drei Skijägerinnen, die ihre jeweils sechs Kilometer plus zwei Schießeinlagen zuvor alle bravourös gemeistert hatten, knieten nun gemeinsam im Kunstschnee - rundherum um Herrmann, die ihrem Team hinter den Olympiasiegerinnen aus Schweden und den russischen Athletinnen letztlich einen Satz bronzenes Edelmetall gesichert hatte.

Für die erfolgsverwöhnte Biathlon-Sparte des Deutschen Skiverbandes (DSV) war es in Peking bei der neunten Entscheidung die zweite Medaille, beide abgeliefert von den Frauen. Während die Männer mit Ski und Gewehr vor dem abschließenden Massenstart am Freitag bislang leer ausgingen, steht Denise Herrmann nach ihrem Überraschungsgold im Einzel zu Beginn der ersten Olympiawoche bereits als zweifache Medaillengewinnerin da.

Besonders nah gingen die Augenblicke vor dem Zieleinlauf der früheren Langläuferin, die ihre Saisonplanung ganz auf den Höhepunkt in China ausgerichtet hatte, ihrer Teamkollegin Franziska Preuß. Der 27-Jährigen schossen da sofort die Tränen in die Augen - in einem wilden Gefühlsmix aus rechtzeitig überwundener Verzweiflung und riesiger Erleichterung am Höhepunkt einer für sie extrem herausfordernden Saison. »Es ist sehr emotional für das ganze Team, auch für das Team hinter dem Team«, berichtete Preuß. Im Gesamtweltcup des Vorjahres war sie Dritte geworden - und ging als die größte deutsche Medaillenhoffnung in den olympischen Winter. Doch nach einem vielversprechenden Saisonstart rutschte sie im Dezember auf einer Treppe aus, verletzte sich am Fuß und konnte, zusätzlich zurückgeworfen durch eine Coronainfektion, bis zum Abflug nach Peking bei keinem Rennen mehr starten.

Bei ihren Starts auf dem knapp 1700 Meter hoch gelegenen Kurs in Zhangjiakou haderte Preuß dann vor allem mit ihrem Stehendanschlag, erklärte nach Rang 30 im Sprint völlig aufgelöst: »Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Ich bin viel zu verkopft, die Lockerheit fehlt total. Mich nervt das richtig - weil ich nicht die Biathletin sein kann, die ich bin und die ich sein will. Es hat keinen Sinn mehr, da noch weiterzumachen.« Doch Preuß machte weiter. Sie verbesserte sich in der anschließenden Verfolgung um 15 Plätze, holte sich so das verloren gegangene Selbstbewusstsein zurück. Nun ergatterte sie bei ihrer dritten Olympiateilnahme ihre erste Medaille im Zeichen der fünf Ringe.

Zum ersten Mal seit dem Bronze-Lauf 2010 in Vancouver durfte sich ein deutsches Frauen-Quartett wieder über eine olympische Medaille freuen. Die zwölfjährige Durststrecke ist überwunden - und Startläuferin Voigt, die mit zwei starken Schießeinlagen ohne einen einzigen Nachlader die Grundlage für diesen Erfolg gelegt hatte, zitierte nach ihrem Tagwerk den Skispringer Markus Eisenbichler, der das Staffelrennen live vor Ort verfolgte: »Diese Scheiß-Medaille wollen wir heute unbedingt.«

Bei ihrer olympischen Feuertaufe in der Mixed-Staffel war Vanessa Voigt elf Tage zuvor ebenfalls als Erste in die Spur gegangen, leistete sich im Liegend- wie im Stehendanschlag jeweils eine Strafrunde - sodass für den gemischten Vierer des DSV am Ende nur Rang fünf heraussprang. Drei Einzelrennen später war dann alles anders. »Das war genau das, was ich mir in der Nacht erträumt habe: An Nummer eins zu übergeben. In diesem Rennen habe ich bestätigt, dass ich diese Position wirklich laufen kann«, erklärte die 24-jährige Thüringerin stolz und fügte hinzu: »Vor zwei Monaten hätte keiner gedacht, dass ich überhaupt hier dabei bin. Und jetzt habe ich meine Medaille - cooler könnte es nicht sein.«

Voigts vollendeter Darbietung bei 15 Grad unter dem Gefrierpunkt schlossen sich Hinz, Preuß und Herrmann mit je zwei Nachladern solide an. Die 29-jährige Hinz verlor bei ihrem Part auf den letzten zwei Kilometern 14 Sekunden auf die Spitze - und hoffte bei der Übergabe an Preuß nur noch, dass ihre Mitstreiterin sie möglichst am Anfang des Wechselbereichs erwarten würde. »Das Stehendschießen war brutal hart. Und die Schlussrunde dann auch«, räumte sie später ein.

Als das Bronze-Werk schließlich vollendet war, konnte auch Hinz einigermaßen erholt auf die völlig ausgelaugte Denise Herrmann zulaufen und vor der deutschen Schlussläuferin in die Knie gehen. »Es haben alle einen richtig, richtig guten Job gemacht. Das hat mich motiviert. Wir sind verdient auf dem dritten Platz«, kommentierte Herrmann, als sie wieder bei Kräften war. »Wir haben uns darauf eingeschworen, eine Medaille zu holen. Das war unser großes Ziel, wir sind super happy«, sagte Kristian Mehringer beim Anblick des jubelnden Quartetts. Dann kündigte der Frauen-Bundestrainer für das olympische Finale der Biathletinnen am kommenden Sonnabend an: »Dieses gute Ergebnis heute war wichtig. An den Massenstart können wir jetzt mit breiter Brust rangehen.«

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