Start der Evakuierung aus dem Donbass

Luhansker und Donezker Bürger sollen nach Russland ausreisen

  • Birger Schütz
  • Lesedauer: 3 Min.

Margarita Simonyan frohlockt. »Sieht so aus, als wäre es losgegangen«, twitterte die Chefin des russischen Auslandssenders RT am Freitagnachmittag. Grund für Simonyans Freude über die scheinbare Eskalation der Spannungen um die Ukraine war eine kurz zuvor eingegangene Eilmeldung aus der selbst ernannten Volksrepublik Donezk in der Ostukraine. Denis Puschilin, der Anführer der Separatistenregion, hatte den Beginn der Evakuierung der Zivilbevölkerung erklärt. »Ab heute, dem 18. Februar, wird die zentralisierte Massenausreise der Bevölkerung in die Russische Föderation organisiert«, sagte Puschilin in seinem Telegram-Kanal. »Frauen, Kinder und ältere Menschen sind in erster Linie zu evakuieren. Bitte beachten Sie dies und treffen Sie die richtige Entscheidung. Eine vorübergehende Evakuierung rettet Leben und Gesundheit von Ihnen und Ihren Angehörigen.«

Die zu Evakuierenden sollten in der russischen Nachbarregion Rostow untergebracht werden. Unterbringung und Verpflegung würden von den regionalen Behörden organisiert. Die Grenzposten seien angewiesen, Menschen aus der Donezker Volksrepublik bei der Passkontrolle schnell abzufertigen. Nach Informationen der russischen Nachrichtenagentur Interfax ist die Evakuierung von mehreren Hunderttausend Menschen geplant. In Donezk und der separatistischen Nachbarregion Luhansk leben etwa vier Millionen Menschen.

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Wenige Minuten nach der Eimeldung aus Donezk meldete sich Leonid Pasetschnik, der Führer der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk, zu Wort. Auch die Bewohner der Donezker Nachbarregion sollten nach Russland ausreisen, forderte Pasetschnik. Die Luhansker Behörden würden ihnen bei der Evakuierung die notwendige Hilfe zukommen lassen. Die Männer sollten allerdings bleiben und sich »mit der Waffe in der Hand« verteidigen.

Als Grund für ihre Aufforderungen nannten Pasetschnik und Puschilin einen angeblichen, kurz bevorstehenden Angriff ukrainischer Streitkräfte. Kiews Armee sei in Kampfbereitschaft und bereit für eine militärische Übernahme des Donbass, so Puschilin. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj werde in Kürze den Befehl zum Angriff geben. Beweise für ihre Behauptungen legten die Anführer der Separatistengebiete nicht vor.

Kiew wies die Angriffsvorwürfe aus Donezk und Luhansk umgehend zurück. Die Ukraine führe keine derartigen Aktionen im Donbass durch - und plane auch keine, erklärte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. »Wir setzen uns ausschließlich für eine diplomatische Lösung ein.«

Ähnlich hatte sich zuvor auch der russische Präsident Wladimir Putin geäußert. Während einer Pressekonferenz anlässlich eines Moskau-Besuchs des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko erklärte er, an einer diplomatischen Lösung im Rahmen der Minsker Vereinbarungen festhalten zu wollen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow gab sich angesichts der Aufforderungen zur Evakuation aus den von Russland unterstützten Gebieten ahnungslos. Er verfüge über keine Informationen aus den beiden Regionen, zitiert ihn die russische Nachrichtenagentur Interfax am Freitagnachmittag. Er könne auch nicht sagen, ob die Evakuierung mit den Rostower Behörden abgestimmt sei. »Ich weiß nicht, was da bei Puschilin los ist«, so der Kremlsprecher. »Ich weiß nicht, was dort vor sich geht.«

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