- Berlin
- Autofreie Innenstadt
Niemand sollte im Verkehr sterben
Über die Gewöhnung an vermeidbare Unfälle
Dass sich ein Radfahrer verletzten kann, weil ein Fußgänger rücksichtslos bei Rot auf die Straße tritt, musste ich vor Jahren am eigenen Leibe erfahren. Beim Ausweichversuch stürzte ich schwer und erlitt einen komplizierten Bruch des Schlüsselbeins. Nachdem Zeugen den Rettungswagen gerufen hatten, stellten sie fest: Der Unfallverursacher hatte sich aus dem Staub gemacht.
Neulich bin ich sehr vorsichtig mit dem Auto an eine Kreuzung gleichrangiger Straßen herangefahren. An dieser Kreuzung denken viele, die auf dem Kopfsteinpflaster müssten die auf dem Asphalt durchlassen, obwohl hier rechts vor links gilt. Es passierte nichts, als mir nacheinander ein Auto- und ein Radfahrer die Vorfahrt nahmen. Da ich die Gefahr schon kenne, konnte ich leicht stoppen.
Wegen solcher Erlebnisse fällt mir die pauschale Unterscheidung in böse Autofahrer und gute Fußgänger und arme Radfahrer schwer, zumal mir unter ihnen allen täglich welche begegnen, die auf die Verkehrsregeln pfeifen.
Aber es stimmt: Die Mehrzahl der tödlichen Verkehrsunfälle verursachen Autofahrer beim Abbiegen, und Radfahrer und Fußgänger sind ihre Opfer. Deshalb kann ich die Sehnsucht der Initiative »Volksentscheid Berlin autofrei« nach einer autofreien Innenstadt verstehen. Jedes Opfer ist eins zu viel.
Ich sehe aber, dass sich die Gesellschaft leider an Verkehrstote gewöhnt hat, als ob sich dagegen nichts unternehmen ließe. Mir persönlich bleibt vorerst nicht viel mehr übrig, als weiter vorsichtig an jede Kreuzung heranzufahren, so wie es die Straßenverkehrsordnung verlangt, und als Fußgänger sorgfältig nach links und rechts zu schauen, bevor ich über eine Straße laufe.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.