Werbung

Hakenkreuze auf dem Türsturz

Staatsanwaltschaft klagt Neonazi-Führer Thorsten Heise an

  • Joachim F. Tornau
  • Lesedauer: 3 Min.

Einem der umtriebigsten Neonazis in Deutschland droht nach vielen Jahren wieder einmal ein Strafprozess: Die Staatsanwaltschaft in Mühlhausen hat den NPD-Bundesvize und rechtsextremen Multiaktivisten Thorsten Heise wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angeklagt. Es geht um Hakenkreuze, die der 51-Jährige auf seinem Anwesen in dem thüringischen Dorf Fretterode angebracht hat.
In den steinernen Türsturz eines pseudohistorischen Fachwerktürmchens, das Heise neben dem von ihm bewohnten ehemaligen Gutshaus errichten ließ, sind deutlich sichtbar vier Hakenkreuze eingemeißelt. Obwohl ihre Form etwas geschwungener ist als das nationalsozialistische Originalsymbol, ist die Staatsanwaltschaft von der Strafbarkeit überzeugt.

Das neue Gebäude steht seit dem Jahr 2020. Die Behörden wurden aber erst aktiv, nachdem die thüringische Linke-Politikerin Katharina König-Preuss Ende vergangenen Jahres Anzeige erstattet hatte. Die Anklage sei »ein gutes Zeichen«, sagte die Landtagsabgeordnete am Mittwoch. Doch es ist für sie »immer noch unglaublich«, wie lange die Hakenkreuze geduldet worden seien. »Dass sich einer der bekanntesten militanten Neonazis Deutschlands, der regelmäßig von der Polizei Besuch erhält, so sicher fühlen kann, dass er öffentlich Hakenkreuze in seinem Garten präsentiert, ist mehr als besorgniserregend.«
König-Preuss hatte die Symbole bemerkt, als im sogenannten Fretterode-Prozess ein Ortstermin am Anwesen von Heise stattfand. In dem Prozess müssen sich zwei Neonazis aus Heises nächstem Umfeld wegen eines brutalen Angriffs auf zwei Journalisten verantworten. Wenn das Amtsgericht in Heiligenstadt die Anklage gegen Heise zulässt, muss der vielfach vorbestrafte Neonazi-Führer zum ersten Mal seit 2009 wieder vor Gericht.

Damals war er wegen der Produktion volksverhetzender CDs verurteilt worden. Wie fast immer kam er jedoch mit einer Bewährungsstrafe davon. Seine letzte Gefängnisstrafe – verhängt wegen eines Angriffs auf Polizeibeamte – hat er vor 20 Jahren abgesessen.
Seitdem tritt Heise vor allem als Strippenzieher und Bewegungsunternehmer auf. Der einstige Führungsfunktionär der 1995 verbotenen FAP, einer offen nationalsozialistischen Kleinstpartei, gehört dem Bundesvorstand der NPD an und ist ihr Landesvorsitzender in Thüringen. Er führt die »Arische Bruderschaft«, eine überregional organisierte Neonazi-Kameradschaft, produziert rechtsextreme Musik und organisiert Szene-Events wie das »Schild und Schwert«-Festival im sächsischen Ostritz. Außerdem betätigt er sich erfolgreich als brauner Versandhändler und Verleger.

Die Hakenkreuze auf dem Türsturz sind nicht seine erste Provokation in Fretterode. 2006 baute er auf seinem Grundstück ein SS-Ehrenmal wieder auf, das im rheinland-pfälzischen Marienfels zerstört worden war. Und an seiner Garage prangte anfangs ein riesiges Sonnenkreuz: Das von einem Kreis umgebene Kreuz ist bei Rechtsextremen als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz beliebt. Mittlerweile hat Heise es übertünchen lassen.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!