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Neue rechte Gewalt in Portland
Die linke Aktivistin Brandy Knightly wurde von einem Rechtsextremen erschossen
Das linksliberale Portland ist um ein weiteres Kapitel rechter politischer Gewalt reicher - und die Behörden haben sich dabei nicht mit Ruhm bekleckert. Die Polizei in der Stadt an der US-Pazifikküste hatte zunächst eine Erzählung von linker Gewalt bedient, die nun durch das Handeln der Justiz deutlich geändert werden musste. Am Dienstag erhob die lokale Staatsanwaltschaft Anklage gegen Ben Smith wegen Mord und Totschlag mit einer Schusswaffe in mehreren Fällen. Der 43-Jährige hatte Samstagnacht auf mehrere Begleiter einer linken Demonstration geschossen und dabei die Aktivistin Brandy Knightly durch einen Kopfschuss getötet; die 60-jährige Frau verstarb am Tatort. Außerdem schoss Smith fünf weitere Frauen und Männer an, die zum Teil schwer verletzt wurden. Auch der Täter liegt nun im Krankenhaus - wie zwei seiner Opfer. Smith wurde erst von einem bewaffneten Mitglied der Gruppe durch einen Schuss in die Hüfte gestoppt, zunächst festgenommen, des illegalen Waffenbesitzes und des Totschlags beschuldigt.
Lokalmedien hatten am Wochenende nur unspezifisch von einer Schießerei zwischen Protestierenden und »einem Hausbesitzer« sowie »der Antifa« geschrieben - was besonders in rechte Narrative von vermeintlich mutigen Beschützern des Eigentums passt. Gleichzeitig benannten linke Rechercheure und Journalisten den Täter namentlich - noch vor der Polizei - und wiesen auf seine rechtsextremen Ausfälle und Posts in sozialen Medien hin.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Laut Dajah Beck, einer der Angeschossenen, ist die Gruppe nicht Teil des Protests Samstagnacht gewesen, sondern habe diesen nur eskortiert und beschützen wollen. Dabei traf sie auf Smith, der die Gruppe, die einer antirassistischen Demonstration vorausging, rund einen Block von seinem Wohnort entfernt aggressiv konfrontierte. Er beschimpfte Knightly und die anderen als »gewalttätige Terroristen«, beleidigte sie frauenfeindlich und drohte: »Ich werde schießen, wenn ihr an meinem Haus vorbeigeht.« Die langjährige Aktivistin sei auf den Mann zugegangen und habe gesagt: »Du wirst uns nicht einschüchtern«, so Beck. Daraufhin habe der Mann Knightly ins Gesicht geschossen.
Antifaschisten aus Portland werfen der Polizei vor, sie habe den Täter quasi unschuldig erscheinen lassen durch die Verwendung irrelevanter und falscher Beschreibungen, zum Beispiel, dass es sich um einen Hausbesitzer handele. Der »New York Times« erzählte die Mitbewohnerin von Smith, dieser habe sich in den letzten Jahren radikalisiert und immer wieder erzählt, Menschen erschießen zu wollen. Außerdem hasste er »die Antifa, Black Lives Matter und die verdammten Kommunisten«.
Auch habe er ein T-Shirt mit der Aufschrift »Kyle Rittenhouse - ein wahrer Patriot« getragen; Rittenhouse hatte 2020 in der Stadt Kenosha in Wisconsin zwei Black-Lives-Matter-Protestierende erschossen. Seitdem ist er unter anderem mit Auftritten im rechten Fernsehsender Fox News zu einem Helden der US-Rechtsextremen geworden - der aktuelle Vorfall scheint somit Teil eines Trends zu rechter Selbstjustiz zu sein.
Am Dienstag erklärte die Staatsanwaltschaft dann nach »Überprüfung von Videomaterial« die Anklage gegen Smith. Gleichzeitig ließ sie die Vorwürfe gegen den Mann fallen, der ihn niedergeschossen und sich selbst der Polizei gestellt hatte. Dieser habe in »legitimer Notwehr« gehandelt. Damit sei klar, dass das »ursprüngliche Framing« durch »die Polizei von Portland und rechte Medien um 180 Grad geändert werden muss«, so Jason Wilson, Forscher bei der Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center.
Lokale Antifaschisten werfen Polizei und Stadtverwaltung vor, Rechtsextremisten ungestraft agieren zu lassen beziehungsweise ermutigt zu haben. Im April hatte der Demokraten-Bürgermeister der Stadt über randalierende linke Demonstranten gesagt, es sei »an der Zeit, ihnen ein bisschen wehzutun«.
Portland hat eine radikale und militante linke Szene und eine Geschichte rechter politischer Gewalt gegen diese. Immer wieder fielen etwa rechtsextreme Proud-Boy-Aktivisten in die Stadt ein. 2020 wurde dabei ein Rechtsextremist erschossen. 2021 belagerten Linksradikale im Zuge der Black-Lives-Matter-Proteste wochenlang das Gebäude der Bundespolizei in der Stadt. Dabei lieferten sie sich militante Auseinandersetzungen mit der Polizei.
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