Die Kämpferin

Reem Alabali-Radovan wird Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus

»Der Rechtsextremismus ist die größte Gefahr in unserem Land«, sagte Reem Alabali-Radovan, als an die Getöteten des Anschlags in Hanau im Bundestag erinnert wurde. Die 31-Jährige weiß, dass dies einige nicht hören wollen. Auch im Bundestag nicht. Sie weiß, dass sie von manchen als Provokation wahrgenommen wird, weil sie selbst als Kind mit ihren Eltern aus dem Irak nach Deutschland gekommen war. Ihre erste Anlaufstation war 1996 die Sammelunterkunft im mecklenburgischen Horst.

Jahre später kehrte sie dorthin zurück. Da hatte sie schon das Abitur abgelegt und Politikwissenschaften studiert. Als 2015 viele Geflüchtete aus Syrien und Irak nach Deutschland kamen, arbeitete sie dort in der Erstaufnahmestelle – und war ein Vorbild für andere; eine, die dafür steht, dass Zugewanderte zur Gesellschaft gehören.

Diese Haltung verkörpert Alabali-Radovan jetzt auch im Kanzleramt. Das Bundeskabinett ernannte die Sozialdemokratin nämlich zur Antirassismusbeauftragten. Menschen, die von Rassismus betroffen seien, bräuchten mehr Schutz, Unterstützung und Respekt, erklärte sie. Ihnen wolle sie zuhören und eine Stimme geben. Außerdem will sie die verschiedenen Maßnahmen der Bundesregierung gegen Rassismus ressortübergreifend aus dem Kanzleramt koordinieren und einen nationalen Aktionsplan gegen Rassismus vorlegen. »Wir meinen es ernst«, erklärte sie. »Wir geben dem Kampf gegen Rassismus die höchste Priorität.«

Wer erlebt, mit welcher Energie sie sich für eine vielschichtige Gesellschaft und eine lebendige Demokratie einsetzt, dem wird klar, dass sie mit ihrer eigenen Zuwanderungsgeschichte keinesfalls die Rolle einer Betroffenen einnimmt. Und es verwundert auch nicht, dass die mit einem Profiboxer Verheiratete in ihrer Freizeit selbst sie die Boxhandschuhe schnürt. Zweifellos ist Reem Alabali-Radovan eine Kämpferin.

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