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Allerlei Prominenz zeigt sich beim Weltcup-Slalom des WM-Bewerbers für 2027

  • Elisabeth Schlammerl, Garmisch-Partenkirchen
  • Lesedauer: 4 Min.

Erst hat Linus Straßer gehadert, dann lange gebangt und schließlich doch noch feiern können. Ein bisschen jedenfalls. Dass der Münchner beim zweiten Slalom in Garmisch-Partenkirchen als Dritter doch noch auf dem Podium landete, passte gut zu dem Wochenende am Gudiberg, das so voller Überraschungen war. Straßer hatte sich im Finale um 13 Plätze verbessert, dank eines fast perfekten und sehr couragierten zweiten Durchgangs sowie den vielen Ausfällen, unter anderem schieden die drei Schnellsten des ersten Durchgangs aus. »Es ist genau der Plan aufgegangen, den ich mir vorgenommen habe«, sagte Straßer. Zum ersten Mal an diesem Wochenende, nachdem er sich zuvor in allen drei Durchgängen jeweils ein paar Fehler geleistet hatte. Am Samstag war er deshalb nur auf dem sechsten Platz gelandet beim Heimrennen.

Ein wenig wurde aber sogar Linus Straßer die Show gestohlen - von einem Spanier, der bis zu diesem Wochenende nicht einmal echten Skikennern ein Begriff war. Joaquim Salarich stand weder am Samstag noch am Sonntag auf dem Podest, aber mit den Plätzen acht und sieben gut da - und seine Freude darüber hat die Zuschauer am Gudiberg für sich eingenommen. »Wir sind ein kleines Ski-Land, aber zeigen hier, dass auch Spanier ganz gut Ski fahren können«, sagte Salarich, der es in 21 Weltcup-Rennen zuvor erst zweimal unter die besten 30 geschafft hatte.

Ein wenig steht die Geschichte von Salarich auch für das Weltcupgeschehen nach einem Großereignis. Die Olympischen Spiele in Peking waren der Saisonhöhepunkt, was hinterher kommt, ist für viele nur noch Zugabe. Für jene jedenfalls, denen es noch um Kristallkugeln geht oder eine gute Platzierung ein kleines Trostpflaster für eine verpasste Olympiamedaille ist. Für die anderen ist es eine Energieleistung, zu der nicht mehr jeder bereit ist oder bereit sein kann.

Slalom-Olympiasieger Clement Noel aus Frankreich schied in beiden Slaloms am Gudiberg aus. Ebenso Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen, Dritter von Peking. Der Österreicher Johannes Strolz, bei den Winterspielen mit zweimal Gold ausgezeichnet und im Olympia-Slalom mit Silber, beendete nach Rang vier am Samstag den Torlauf am Sonntag nicht. Henrik Kristoffersen, an beiden Tagen der Schnellste, waren die Siege zumindest eine kleine Genugtuung, auch für den Zweiten Dave Ryding, Sieger des Slaloms von Kitzbühel, der in Peking wie der Norweger leer ausgegangen war. Außerdem übernahm er die Führung im Slalom-Weltcup, Straßer rückte auf den dritten Platz vor.

Das Podest vor heimischem Publikum, sagt Straßer, »war extrem wichtig für die Leute« - und für den Veranstalter, der den Weltcup an diesem Wochenende noch einmal nutzen wollte, um sich für die Ausrichtung der alpinen WM 2027 zu empfehlen. Die Werdenfelser hatten den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann eingeladen, der findet, dass es »in Sachen Nachhaltigkeit eine Spitzenbewerbung« sei. Allerdings ist dies kein Alleinstellungsmerkmal von Garmisch-Partenkirchen. Auch die Konkurrentin Crans Montana in der Schweiz und Soldeu in Andorra können für Weltcups und damit auch für eine WM taugliche Pisten vorweisen. Lediglich das schwedische Narvik müsste da noch etwas mehr nacharbeiten.

Die dreimalige Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, die als Botschafterin fungiert, durfte über ihre WM-Erfahrungen 2011 berichten. Und Thomas Dreßen davon, dass er davon träumt, 2027 auf der Kandahar um Medaillen kämpfen zu können. Der beste deutsche Abfahrer ist nach seiner schweren Knieoperation zurück im Skitraining, verzichtet aber schweren Herzens auf ein Comeback noch in diesem Winter. »Es juckt mich gewaltig«, gab er zu. Aber es passe »von der Planung nicht rein«.

Ein wenig mag verwundern, dass das Organisationskomitee nicht den derzeit vermutlich bekanntesten und auch in der Ski-Welt beliebtesten Sohn des Ortes einbindet. Felix Neureuther wäre prädestiniert, das Gesicht der Bewerbung zu sein, aber »wenn ich so eine Botschafterrolle übernehme, will ich Dinge selbst mit anpacken, verändern und beeinflussen können. Und so wie das gerade auch im Organisationskomitee ausschaut, habe ich das Gefühl, dass es nicht so wäre«, sagte der Fernsehexperte in der ARD. Es laufe noch wie »vor 20, 30 Jahren«.

Tatsächlich werden Garmisch-Partenkirchen hinter vorgehaltener Hand keine so großen Chancen im Kampf um die WM 2027 eingeräumt. Selbst Sportdirektor Wolfgang Maier klang zuletzt etwas skeptisch. Ohne politischen Einfluss gehe es nicht, sagte er am Rande des Frauenweltcups Ende Januar und fand: »Beim Politischen sind wir manchmal ein bisschen zu brav.« Ganz anders als Linus Straßer bei seinem finalen Lauf auf dem Gudiberg.

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