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Der Krieg und die Energiewende
HEISSE ZEITEN - Die Klimakolumne: Warum der Abschied von fossilen Energieträgern immer dringender wird
Mit der brutalen und rücksichtslosen russischen Invasion in der Ukraine erleben wir eine Zeitenwende. Die Weltordnung steht kopf, Völkerrecht wird gebrochen, gemeinsame Werte werden missachtet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verurteilt diesen Krieg, in dem Russland sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen droht. Im Lichte all dieser Brüche wird auch immer deutlicher: Dieser Krieg ist ein »fossiler«. Wir müssen uns von fossilen Energieträgern lösen. Wir brauchen eine auf Frieden, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit ausgerichtete Zukunftspolitik.
Der BUND ist durch ein Klimaprojekt seit 2018 eng mit der Ukraine verbunden. Kolleginnen und Kollegen unserer Partnerorganisation Ecoaction setzen sich dort für bessere Luft, den Klimaschutz, saubere Energie und eine Transformation der Landwirtschaft ein. Kürzlich sorgten sie dafür, dass die Klimaambitionen des Landes ehrgeiziger gestaltet wurden. Sie haben in regionalen Initiativen lokale Klimapläne entworfen, die teilweise übernommen wurden. Auf nationaler Ebene haben sie den ukrainischen Klimaplan für die Vereinten Nationen mit begleitet.
Das Engagement der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen wurde nun brutal ausgebremst. Sie sitzen in Bunkern und Kellern und versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Dennoch bleiben sie mit ausländischen Medien und Partnern in Kontakt. Sie informieren über die Lage vor Ort und fordern das Ende dieses schrecklichen Krieges. Sie bangen um ihr Leben und wir mit ihnen. Wir sind zugleich einig mit ihnen: Fossile Energieträger aus Russland zu kaufen kommt einer Unterstützung des Krieges gleich.
In diesen Tagen müssen wir erkennen, wie verwundbar wir alle sind. Das betrifft neben Verteidigungsfragen insbesondere den Energiesektor und unsere weitreichende Abhängigkeit von außen. Um in Zukunft nicht mehr am russischen Gas-Tropf zu hängen, ist es höchste Zeit, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie wir fossile Importe aus Russland ersetzen können. Expert*innen verweisen darauf, dass dies auch kurzfristig möglich ist, ohne dass in Deutschland die Lichter ausgehen. Wir müssen aber noch weiter gehen und uns aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern insgesamt befreien.
Aber wie können Deutschland und Europa kurzfristig ihre Energieversorgung umstellen? Fast jeder zweite Haushalt in Deutschland heizt mit Erdgas oder bereitet so sein Warmwasser auf. Deutschland ist in hohem Maß von Energieimporten abhängig. Alleine 35 Prozent der Rohölimporte und 55 Prozent der Erdgasimporte kommen aus Russland. In der EU sieht es ähnlich aus - hier ist Russland ebenfalls der wichtigste Lieferant von Rohöl (26,9 Prozent) und Erdgas (41,1 Prozent).
Deutschland und die EU sind noch viel zu abhängig von fossiler Energie. Das müssen wir uns eingestehen. Daher sollten wir jetzt auf der Suche nach Auswegen aus möglichen Lieferengpässen nicht den Fehler machen, uns in weitere fossile Abhängigkeit zu stürzen. Denn auch umweltschädliches Fracking-Gas aus Nordamerika wäre kein Ausweg. Und auch die Rückkehr zur Atomenergie wäre Irrsinn. Ideen für den Ausbau weiterer Flüssiggas-Terminals sind der falsche Weg. Sie würden uns für Jahre auf einen fossilen Energieträger festnageln. Eine unabhängige Energieversorgung sieht anders aus.
Wenn wir mit Sorge auf die Energieversorgung im Winter 2022/23 schauen, müssen wir uns daher vor allem der Frage stellen, wo und wie wir Energie einsparen können: Bürger*innen könnten durch weniger Stromverbrauch oder Heizen den Verbrauch senken. Der Staat kann durch ein Tempolimit, ein Verbot von Kurzstreckenflüge oder eine Reduzierung der Produktion energieintensiver, umweltschädlicher Produkte wie Plastik und Düngemittel Energie einsparen.
Langfristig ist vor allem eines klar: Deutschland muss seine Energieunabhängigkeit stärken. Das geht erstens vor allem durch Energieeffizienz und Energiesparen. Zweitens brauchen wir den schnellen und naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland und der EU. Energiegewinnung in Bürger*innenhand ist hier ein unverzichtbares Standbein.
Gemeinsam mit dem Paritätischen Gesamtverband fordern wir als BUND eine Orientierungsdebatte im Bundestag zu der Frage, wie eine auf Frieden, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit ausgerichtete Zukunftspolitik auszusehen hat.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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