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Katholisch-orthodoxe Gottesdienste
Erzbistum nimmt evakuierte Waisenkinder auf
In Frankfurt (Oder) hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am vergangenen Freitag eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern getroffen. Diese habe zwei Stunden, bevor sie die deutsche Grenze überquerte, erfahren, dass ihr Mann im Krieg gefallen sei, erzählt Woidke nun am Dienstag. Er stockt kurz und sagt dann: »Dieser sinnlose Krieg muss sofort gestoppt werden.« Er verursache unsägliches Leid und Zerstörungen und vernichte Leben - »jeden Tag, jede Stunde, jede Minute«.
Die ankommenden Flüchtlinge benötigen Unterkunft und medizinische Versorgung, »sie müssen aber auch in den Arm genommen werden«, weiß Woidke. Wärme zu geben, Trost zu spenden, dabei helfen auch die christlichen Kirchen. »Es ist gut zu wissen, dass wir diese Unterstützung haben«, bedankt sich der Politiker beim Berliner Erzbischof Heiner Koch und beim Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, zu deren Bistümern brandenburgisches Territorium gehört.
Der Ministerpräsident, selbst übrigens evangelischen Glaubens, trifft sich regelmäßig mit den katholischen Kirchenmännern, um über beide Seiten betreffende Fragen zu beraten. Dass Woidke diesmal »die Ukraine zuerst anspricht und nicht gleich zur Tagesordnung übergeht«, begrüßt Bischof Ipolt.
Erzbischof Koch bestätigt: »Das Thema Ukraine ist auch für uns ein ganz zentrales Thema in diesen Tagen.« Das Erzbistum Berlin habe sein Kinder- und Jugendzentrum im brandenburgischen Alt-Buchhorst geräumt, um Waisenkinder aus einem ukrainischen Heim aufzunehmen. Der erste Versuch der Evakuierung sei leider durch den Beschuss der Fluchtroute gescheitert. Nun werde versucht, Kinder in kleinen Gruppen aus der Gefahrenzone herauszubringen.
Im Erzbistum Berlin sind bereits vor dem Krieg gemeinsame Gottesdienste mit ukrainischen Katholiken und Orthodoxen gefeiert worden, aber auch mit russisch-orthodoxen Priestern, wie Heiner Koch betont. Das geschehe nun wieder beziehungsweise verstärkt. Im Bistum Görlitz bestand für Gottesdienste in ukrainischer Sprache und nach dem in der Ukraine üblichen Ritus in der Vergangenheit kein Bedarf. Sollte dieser Bedarf nun durch die Ankunft vieler Kriegsflüchtlinge entstehen, werde man ihm ukrainische Geistliche schicken, ist Bischof Ipolt überzeugt.
Nur drei Prozent der brandenburgischen Bevölkerung sind katholischen Glaubens. Die Bedeutung der katholischen Kirche sei jedoch größer, beteuert Kulturministerin Manja Schüle (SPD). Sie verwendet die Floskel: »Die Kirche im Dorf lassen.« Es geht nicht allein um die Religion, sondern auch um das soziale Wirken oder die barocke Pracht wie die des alten Klosters in Neuzelle - Dinge, an denen sich auch Brandenburger erfreuen, die in der Mehrzahl mit Religion nichts am Hut haben. In Neuzelle gründeten sieben Zisterziensermönche im September 2018 ein neues Kloster - das erste in Brandenburg seit der Reformation.
Bei der Integration der 2015 und 2016 in Brandenburg eingetroffenen syrischen Kriegsflüchtlinge hat die katholische Kirche schon geholfen, so wie auch die evangelische Kirche und jüdische Gemeinden. Auf eine derartige Unterstützung vertraut Ministerpräsident Woidke nun wieder. Es sind im Bundesland Pfarrhäuser zur Unterbringung von Ukrainern zur Verfügung gestellt worden. In den Kirchengemeinden werden Spenden gesammelt.
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