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- Skispringer Karl Geiger und Severin Freund
Tränen im Sonnenschein
Skispringer Karl Geiger verpasst beim Saisonfinale in Planica den Sieg im Gesamtweltcup, Severin Freund beendet seine Karriere
Es ist sieben Jahre her, als sich Severin Freund in Planica in einem wahren Herzschlagfinale als letzter Deutscher den Gesamtweltcup der Skispringer gesichert hat. Punktgleich holte er sich damals die große Kristallkugel vor dem Slowenen Peter Prevc und krönte damit seine einmalige Karriere. Ein ähnliches Happyend hätte sich an gleicher Stelle an diesem Sonntag auch Karl Geiger gewünscht. Doch der Oberstdorfer verlor auf dem gigantischen Skiflug-Bakken das finale Duell gegen seinen japanischen Erzrivalen Ryoyu Kobayashi klar. Und am Ende gab es sogar Tränen im strahlenden Sonnenschein, als Severin Freund das Ende seiner einzigartigen Karriere verkündete.
»Er war mein Vorbild über viele Jahre und ich habe viel von ihm lernen dürfen«, kommentierte Karl Geiger. Kumpel Markus Eisenbichler bekannte, dass am Sonnabend Tränen geflossen seien, als der 33-jährige Freund dem deutschen Team seine finale Abschiedsentscheidung mitteilte. »Ein unbeschreibliche Größe dieses Sports geht. Ich war schon auf dem Internat mit ihm und er war immer einfach ein klasse Kerl. Aber die Zeit mit der Familie hat er sich wirklich verdient«, erklärte Eisenbichler.
Die Betreuer standen unten im Schanzenauslauf Spalier, als Severin Freund den letzten Flug seiner Karriere nachh 215 Metern sicher gelandet hatte. »Thank you, Severin«, stand auf den Ski, die er überreicht bekam, dann wurde er auf den Schultern durch das jubelnde Stadion getragen. Severin Freund wird als der Skispringer in die Geschichte eingehen, der nach einer langen Durststrecke nach dem Abschied von Martin Schmitt und Sven Hannawald das deutsche Skispringen wieder zurück zu alten Erfolgen führte.
Initialzündung dafür war der Team-Olympiasieg 2014 in Sotschi mit Severin Freund als Schlussspringer. Der harte Arbeiter hatte lange bis an die Spitze gebraucht, feierte dann aber nach dem Olympiasieg als Skiflug-Weltmeister, dreimaliger Skisprung-Weltmeister und Gesamtweltcupsieger spektakuläre Erfolge. Den letzten seiner 22 Weltcupsiege holte er 2016 im finnischen Kuusamo, als er sich nach einer Hüftoperation gerade wieder herangekämpft hatte. Danach ging seine unendliche Leidensgeschichte weiter, bei der jeder andere wohl aufgegeben hätte. Trotz zwei Kreuzbandrissen in Serie und latenten Rückenproblemen schaffte er noch einmal die Rückkehr in die absolute Weltspitze. Wurde im Vorjahr in Oberstdorf Weltmeister mit dem Team und gewann jetzt in diesem Winter noch einmal Team-Silber bei der Skiflug-WM. »Ich hatte eine Karriere, auf die ich sehr stolz und für die ich sehr dankbar bin. Es gab wahnsinnig schöne Momente und dann wurde ich durch die Verletzungen auch wieder heruntergeholt. Insgesamt ist es unwirklich, was ich da alles geschafft habe«, sagte Freund.
Die Gedanken an den Rücktritt hätten sich erst in den letzten Wochen verstärkt. »Ich habe mich einfach gefragt, für was ich in der nächsten Saison arbeiten soll. Aber mir ist kein Ziel mehr eingefallen. Also gebe ich meine Ski und Anzüge ab. Die brauche ich nicht mehr - und ein Comeback wäre für meinen Körper definitiv nicht die beste Idee«, schilderte Freund seine Sicht. Er will sich in den nächsten Monaten erst mal um seine Familie mit Ehefrau Caren und seiner kleinen Tochter kümmern - und sich dann überlegen, wie es weitergehen soll: »Das weiß ich 0,0 im Moment. Ich war zu 100 Prozent Sportler - und werde überlegen, wo ich jetzt danach glücklich werden kann.«
Bundestrainer Stefan Horngacher ist nicht der Einzige, der sich wünscht, dass Severin Freund auch künftig eine wichtige Rolle im deutschen Skispringen spielen wird: »Severin war der Ruhepol und hat vorgelebt, wie man sich als Spitzensportler verhalten muss. Wir könnten ihn auch in anderer Funktion sehr gut gebrauchen.« Schließlich hat das deutsche Skispringen zwar eine gute, aber keineswegs überragende Saison hinter sich. Zwar wurden bei den Großereignissen Olympia mit zweimal Bronze und Silber im Team bei der Skiflug-WM einige Medaillen gewonnen. Dennoch gingen speziell bei der Vierschanzentournee, wo Deutschland seit 20 Jahren auf den ersten Gesamtsieg wartet, und auch im Gesamtweltcup nicht alle Pläne auf.
»Es war zwar eine saugute Saison, aber es war halt noch einer vor mir. Das müssen wir analysieren und einordnen. Denn stehenbleiben darf man nie«, bilanzierte Geiger. Mit 242 Metern schaffte er am Sonntag zwar noch einmal einen schönen Abschlussflug, doch der 16. Platz beim finalen Fliegen war eine Enttäuschung. Er verpasste damit im Duell mit Ryoyu Kobayashi (8.) die ersehnte große Kristallkugel um 106 Punkte.
Dabei war Geiger nach seinem Skiflug-Weltmeistertitel im Vorwinter an gleicher Stelle mit großen Hoffnungen angetreten. Doch die Müdigkeit nach einer »sehr anstrengenden Saison« war genauso zu groß wie der Erfolgsdruck. Daran war Geiger schon bei der Vierschanzentournee als Vierter und bei den Olympischen Winterspielen mit zwei dritten Plätzen gescheitert, wo er jeweils als Favorit angetreten war. Horngacher: »Wir beenden die Saison mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Vor allem auch wegen Severins Abschied - er wird uns fehlen.«
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