- Kommentare
- Tönnies
Wenn Krieg Profit in Aussicht stellt
Martin Höfig über die Unmoral des Tönnies-Konzerns
Wer eine Ahnung davon bekommen will, wie weit Schlachter von humanitären Einstellungen entfernt sein können, dem sei Tobe Hoopers Horrorklassiker »The Texas Chainsaw Massacre« (dt. »Blutgericht in Texas«) aus dem Jahr 1974 empfohlen. Im Gegensatz zu dessen Protagonisten Leatherface macht sich der deutsche Fleischpate Clemens Tönnies nicht selbst die Hände schmutzig, mit denen er seine Millionen zählt. Um diese immer weiter zu vermehren, hat er nun ein paar seiner Leute an die polnisch-ukrainische Grenze geschickt mit dem Auftrag, dort gestrandete Ukrainerinnen abzufangen. Ein Hungerlohn, von dem sie dann auch noch 254 Euro für ihre Barackenunterkunft hätten abdrücken müssen, sollte sie verlocken, in den spätestens seit Corona bekannten schäbigen Fleischhallen des Konzerns zu schuften.
Wie um die vom Krieg Geschundenen für dieses erbärmliche Angebot empfänglich zu machen, war Tönnies Anfang März persönlich an besagte Grenze gekommen und hatte dort gönnerhaft Wurstkonserven verteilt. Und das, obwohl er bis zuletzt mit Russlands Präsident Wladimir Putin befreundet war.
Marx’ Zitat wurde schon oft bemüht, doch auf diese fleischgewordene Charaktermaske passt es nun wirklich ganz genau: »Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.« Man stelle sich Clemens Tönnies nur für einen Moment im 19. Jahrhundert vor.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.