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Warten auf den erlösenden Regen
Bleibt es in Brandenburg weiter trocken, könnte der Sommer zu größeren Bränden führen
Mit jedem Tag, an dem es in Brandenburg nicht regnet, wächst die Unruhe bei Raimund Engel. »Seit Ende Februar haben manche Regionen in Brandenburg überhaupt keinen Niederschlag bekommen«, sagte der Waldbrandbeauftragte des Bundeslandes am Freitag. Unterbrochen wird er immer wieder von Übungsanrufen: Gerade wird der Ernstfall geprobt.
In ganz Deutschland ist im März die Waldbrandgefahr zeitweise gestiegen, ganz besonders aber in Brandenburg. Trotz niedriger Temperaturen rangierten die Landkreise zuletzt mehrfach auf den höchsten Waldbrandgefahrenstufen vier und fünf.
»Bis zum 31. März hatten wir in diesem Jahr insgesamt 34 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von rund drei Hektar«, sagt Raimund Engel. In den Jahren 1975 bis 2022 lag der Durchschnittswert für das erste Quartal jeweils bei 17 Bränden auf 14,6 Hektar. »Was wir also jetzt haben, ist eine kleine Fläche«, sagt Engel. »Trotzdem bereitet mir die Anzahl der Brände etwas Sorgen.« Dass sich die Ausbreitung der Feuer bisher in Grenzen hielt, liegt nach Angaben von Engel vor allem daran, dass Brandenburgs automatisierte Früherkennung in den vergangenen Jahren mit Hilfe von EU-Geldern deutlich verbessert wurde. Rund ein Drittel der Feuer seien außerdem auf Brandstiftung zurückzuführen.
Nichtsdestotrotz kam es am Wochenende zu weiteren Bränden in Brandenburg. So beschäftigte am Samstag ein kompliziertes Feuer bei Luckau im Landkreis Dahme-Spreewald die Einsatzkräfte. Beim Löschen des Brandes, der auf einer ehemaligen Bergbaufläche ausgebrochen war, kam ein Hubschrauber der Bundespolizei zum Einsatz. Und bei Byhleguhre im Spreewald fielen rund 1,8 Hektar Ödlandfläche einem Brand zum Opfer. Weitere Feuer wurden in Teltow-Fläming und Spree-Neiße gemeldet. Oftmals erschwerte der starke Wind die Löscharbeiten.
»Auch in den extremen Sommerjahren 2018 und 2019 hatten wir schon im Frühjahr mit Trockenheit zu kämpfen«, warnt der Waldschutzbeauftragte Engel. »Wir müssen uns frühzeitig damit auseinandersetzen, dass sich Waldbrände zu Großschadenslagen entwickeln können.« Sollten Fälle wie diese eintreten, müssten auch Evakuierungspläne greifen. Entscheidend ist laut Engel nun, dass schon bald stärkere Regenschauer über das Land ziehen. »Man darf sich keine Illusionen machen, dass der bisherige Tau aus der Nacht irgendwie groß geholfen hat.«
Für die Landwirtschaft gibt Reinhard Jung von den Freien Bauern vorerst Entwarnung: »Das Problem ist derzeit nicht die Trockenheit, sondern eher der Wind«, sagt er. »Dort, wo der Boden nackt ist, zieht der Wind das Wasser aus den oberen Bodenschichten.« Derzeit sind die Felder nach Angaben von Jung jedoch noch durch eine weitestgehend geschlossene Pflanzendecke geschützt: »Da, wo die Felder grün sind, passiert gerade nicht viel.« Nach 2018 und 2019 hätten sich die Bodenwasservorräte mittlerweile erholen können. Auch deshalb sei es noch unangebracht, von einer Dürrekatastrophe zu sprechen. »Wenn jetzt der Regen kommt, kann es eine gute Ernte werden«, sagt Jung. Sollte es im April jedoch trocken bleiben und zugleich die Temperaturen auf vorsommerliches Niveau steigen, habe man »ein echtes Problem«.
Auch Meike Mieke vom Landesbauernverband macht sich noch keine Sorgen. Laut den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes soll an diesem Montag von Nordwesten Regen aufziehen. »Die gleichzeitige Kühle würde beim Wassermanagement helfen, weil nichts verdunstet«, sagt Mieke. Mit Ackerbränden habe es in diesem Jahr noch keine größeren Probleme gegeben. Trotzdem sagt Mieke: »Ganz generell wird nach Wegen gesucht, mit dem Klimawandel umzugehen.« So setzten Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg vermehrt auf hitzeresistentere Kulturen wie die Sonnenblume oder die Kichererbse. Und: »Die meisten von ihnen sind auch nebenbei in der örtlichen Feuerwehr aktiv.«
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