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Siegesserie deutscher Triathleten gerissen
Der Norweger Kristian Blummenfelt krönt sich zum Ironman-Weltmeister. Anne Haug wird Dritte bei den Frauen
Kristian Blummenfelt klatschte unzählige Hände ab, griff sich entgeistert an die Kappe, die ihn vor der Sonne schützte. Nur für die norwegische Flagge, die einige Unterstützer im Zielkanal der Ironman-Weltmeisterschaft in St. George bereithielten, hatte der neue König des Triathlon keine Zeit. Nachdem sich der 28-Jährige nach 7:49:16 Stunden das Zielband griff, warf er es gleich wieder weg – um sich erschöpft auf den Boden plumpsen zu lassen, wo sich sein Trainer Olav Aleksander Bu um ihn kümmerte. Im US-Bundestaat Utah könnten bei der ersten Ironman-WM abseits von Hawaii Bilder entstanden sein, die für diese Sportart vielleicht bald Gewohnheit werden.
Über die Kurzdistanz hatte Blummenfelt bereits bei den Olympischen Spielen in Tokio und der WM eindrucksvoll triumphiert. Nun auch trotz einer leichten Erkältung beim Ironman-Debüt über die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen derart zu dominieren, nötigte vor allen jenen beiden fehlenden Deutschen Respekt ab, die auf Hawaii von 2015 bis zur bislang letzten Austragung 2019 zu Heroen aufstiegen: Jan Frodeno, der einen Teilriss der Achillessehne auskuriert, und Patrick Lange, den eine Schultereckgelenkssprengung plagt, verneigten sich als Experten bei der Sportschau-Übertragung aus der Ferne vor dem kräftigen Kerl aus der norwegischen Stadt Bergen.
»Er lebt und liebt diesen Sport komplett. Er hat definitiv diesen Schalter im Kopf«, sagte Frodeno, der von seinem Wohnsitz im spanischen Girona aus einen Bruder im Geiste entdeckte. Denn auch »Frodo« hatte einst ja erst bei den Olympischen Spielen 2008 die Goldmedaille geküsst, ehe er auf der Langdistanz zum weltweit bewunderten Trendsetter aufstieg. Ob der Dreifachchampion aus 2015, 2016 und 2019 noch einmal zum Gegenschlag ausholen kann, erscheint nicht ganz sicher, gleichwohl kündigte der 40-Jährige mit einem verschmitzten Grinsen an: »Es wird eine Hassliebe zwischen uns werden.«
Auch Lange sprach ein Lob an Blummenfelt aus. »Hut ab, definitiv!« rief der 35-Jährige in seinem Domizil in Salzburg aus. Der Hawaii-Sieger von 2017 und 2018 will unbedingt beim zweiten WM-Showdown in diesem Jahr wieder angreifen, dann Anfang Oktober wieder an traditioneller Stätte auf Big Island. Welcher Rivale da herangewachsen ist, war beim Überholmanöver nach knapp sieben Stunden auf der extrem hügeligen Laufstrecke gegen den späteren Dritten Braden Currie aus Neuseeland zu besichtigen.
»Auch wenn es weh tut, das von der Couch zu sehen, ist es phänomenal, was die Jungs leisten«, lobte Frodeno. Er meinte damit auch Stehaufmännchen Lionel Sanders aus Kanada, der sich später noch auf Platz zwei schob. Inmitten der malerischen Kulisse hatte auch Florian Angert auf den Podiumsplatz gehofft, ehe der Triathlet aus Weinheim beim Marathon seine persönliche Verpflegung nicht fand, kurzzeitig orientierungslos wirkte und später immer wieder Gehpausen einlegte. »Die letzten fünf Kilometer hatte ich nur noch Krämpfe«, gestand der 30-Jährige, dessen fünfter Platz unter diesen Umständen beachtenswert war. Altmeister Sebastian Kienle, der für 2023 sein Karriereende angekündigt hat, kam indes nur auf Platz 14. Mehr als 25 Minuten Rückstand auf den Sieger belegten, dass es beim bald 38-Jährigen nicht mehr zu Bestzeiten reicht. »Die Leute, die vor mir waren, können sich meinen Skalp an die Wand hängen«, hielt der Charakterkopf aus Mühlacker zerknirscht fest. Kienle hatte mit seinem Hawaii-Coup 2014 die deutsche Hochphase eingeleitet und zählte über Jahre zur absoluten Weltspitze.
Das immerhin kann weiterhin auch Anne Haug von sich behaupten. Es war fast drei Jahre nach ihrem Coup von Kona fast zu erwarten, dass es für die 39-Jährige nun bei dem selektiven Kurs – allein die Radstrecke mit ihrem teils atemberaubenden Panorama auf die roten Canyons hatte fast 2500 Höhenmeter – nicht zur Titelverteidigung reichen würde. Einmal mehr eilte Daniela Ryf der Konkurrenz auf und davon, die vor allem auf dem Rad wie das berühmte Schweizer Uhrwerk lief. »Es war unglaublich hart, das Radfahren war schon brutal«, erklärte Haug, die sich aber dem eher für kraftvolle Athletinnen geeigneten Streckenprofil stellte. Beim Laufen kündigte ihr Trainer Dan Lorang ein »All in« an, und tatsächlich kämpfte sich die Powerfrau aus Bayreuth noch auf einen respektablen dritten Rang. Ihr Fazit fasste aus deutscher Sicht den längsten Tag des Jahres im Leben eines Triathleten gut zusammen: »Ich habe alles in die Waagschale geschmissen, was ich zu bieten hatte. Platz drei war alles, was drin war. Man hat kein Abo auf den Sieg.«
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