- Kultur
- Musik aus Afrika
Die andere Globalisierung
Dringliche Musik auf neuen Alben aus dem Kongo, Uganda und Mali
Kulturelle Aneignung wird ja gerade heiß diskutiert. Hier nur so viel: Das Problem gäbe es wohl kaum, wäre Aneignung zur privaten Bereicherung nicht global durchgesetztes Wirtschaftsprinzip und damit flächendeckende Armut traurige Selbstverständlichkeit. Dass sich Menschen neben ökonomischer Aneignung das Wissen anderer aneignen, ist allerdings auch kein Geheimnis. Nur nimmt da niemand jemandem etwas weg. Im Gegenteil.
In diesem Sinne haben sich vor gut zehn Jahren Konono No. 1 und die Kasai Allstars aus Kinshasa mit Indie-Visionären wie Skeletons, Juana Molina und Deerhoof zusammengetan. 2011 ging es gemeinsam auf Tournee. Unter dem Namen Congotronics International erscheint nun „Where’s The One» (Crammed Discs), das auf Mitschnitten jener Konzerte basiert. Aus delikaten Rumba-Gitarren, schnarrender Perkussion, verzerrten Daumenklavieren und den fortschrittlichen Pop-Sensibilitäten abenteuerlustiger Rocker entsteht eine euphorisierende neuartige Musik.
Der ugandische Rapper Ecko Bazz lässt auf „Mmaso» (Hakuna Kulala) Grime, Rap und Dubstep auf neuere afrikanische Stile wie Gqom und Singeli prallen. Hiphop ist in Uganda die Stimme der jungen Opposition. Bobi Wine, berühmtester Rapper des Landes, wollte letztes Jahr gar Präsident werden – und bekam zu spüren, was Staatsgewalt sein kann. Auch Ecko Bazz redet nichts schön, erzählt von Armut, Drogen und Gewalt. Dringliche Musik mit dunkler, aber lebensbejahender Energie.
Und die „Klassiker*innen»? Malis Diva Oumou Sangare veröffentlicht dieser Tage mit „Timbuktu» (World Circuit) ihr erstes Album mit neuen Songs seit fünf Jahren und kann nicht davon schweigen, was in ihrer Heimat los ist. Die legendäre Stadt, die dem Album den Titel gab, ist gleichsam der poetische Glutkern dieses Albums. Musikalisch fließen Traditionen Malis und amerikanischer Blues zusammen, nicht als Form, sondern über Instrumente wie das Dobro, dessen schwebender Klang die traditionellen Spielweisen fein komplementiert. Dazu singt Sangare von der Rolle der Frau, dem Krieg in Mali, aber auch vom Stolz auf die eigene Kultur. Musikalisch betörend, ungebrochen aktuell.
Congotronics International: „Where’s The One» (Crammed Discs)
Ecko Bazz: „Mmaso» (Hakuna Kulala)
Oumou Sangare: „Timbuktu» (World Circuit)
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