Plaisir in Paris

Vater von Boris Johnson ist jetzt Franzose

Stanley Johnson, der Vater des amtierenden britischen Premiers, ist nunmehr ein Franzose. Seinem Antrag hat das Justizministerium in Paris am Donnerstag stattgegeben. Der 81-Jährige ist 1940 im britischen Cornwall als Kind einer französischen Mutter geboren worden. Zwar erlischt nach französischem Recht der Anspruch auf die Staatsbürgerschaft für Kinder französischer Eltern, wenn diese mehr als 50 Jahre im Ausland leben. Aber, wie heißt es so schön: Die Ausnahme bestätigt die Regel. So eben auch in diesem Fall. 

Was hat Stanley Johnson zu seinem Schritt bewogen? Ganz offenkundig die rückwärtsgewandte Politik einer »Splendid Isolation«, die sein Sohn gnadenlos mit dem Brexit durchpeitschte. »Ich werde immer Europäer sein«, bekundet dessen Erzeuger. Und fügt hinzu, sich schon immer mehr als Franzose gefühlt zu haben. Tatsächlich hat der Mann, der 1979 bis 1984 Abgeordneter der Conservative Party im EU-Parlament war einen schillernden familiären Hintergrund, ist er doch ein Enkel des letzten Innenministers des nach dem Ersten Weltkrieg zerschlagenen Osmanischen Reiches, Ali Kemal Bey, sowie Sohn einer illegitimen Nachfahrin des deutschen Prinzen Paul von Württemberg. Stanley Johnson hat zeitweise bei der Weltbank gearbeitet, gilt als Experte für Umwelt- und Bevölkerungspolitik und hat eine stattliche Anzahl von Büchern verfasst, darunter Romane. Man kann davon ausgehen, dass sein IQ den seines in der Downing Street No. 1 residierenden rüpelhaften Sohnes übertrifft. Man darf auch vermuten, dass dieses wirklich historische Ereignis für den französischen Präsidenten ein Plaisir ist. Ein erneuter Hundertjähriger Krieg zwischen Angelsachsen und Franzosen wie 1337 bis 1453, in dem auch eine Jeanne d’Arc mitmischte, wird darob wohl nicht ausbrechen. Das Tischtuch zwischen Stanley Johnson und seinem Erstgeborenen, Boris, dürfte indes zerschnitten sein.

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