- Kommentare
- Neubau
Gerechtigkeit kommt zu kurz
Louisa Theresa Braun fordert Nachhaltigkeit statt Neubau in Berlin
Schade, dass sich Berlins Bau- und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) nicht zum Baufestival der Architects for Future angemeldet hat. Es würde der Berliner Regierung sicher guttun, sich mal über die Alternativen zur festgefahrenen Überzeugung der SPD zu informieren, dass der Hauptstadt nur »Bauen, bauen, bauen« hilft. Denn unabhängig davon, ob die Entstehung von 200 000 neuen Wohnungen bis 2030 realistisch sind – und ob diese überhaupt gebraucht werden –, es würden davon wohl 150 000 im Hochpreissegment entstehen. Nur ein Viertel der Wohnungen soll gefördert werden und wäre dann auch für Menschen mit niedrigerem Einkommen bezahlbar.
Das wiederum bedeutet, dass für diese Menschen wohl keine Holzhäuser mit begrünten Fassaden und Solardächern nach Schwammstadt-Prinzip gebaut werden, sondern CO2-Schleudern aus Zement, für die in vielen Fällen auch noch Flächen versiegelt werden. Oder anders: Wenn Förderung nicht an nachhaltige, energieeffiziente Maßnahmen gebunden ist, zieht soziale Gerechtigkeit den Kürzeren und Klimagerechtigkeit den Allerkürzesten.
Nur zur Erinnerung: Die rot-grün-rote Regierung möchte die Hauptstadt bis 2045 klimaneutral machen, besser wäre noch mindestens 15 Jahre früher. Die Neubaupläne sind dafür kaum förderlich. Anstatt Geld und Energie in diesen Irrsinn zu investieren, sollten Geisel, Giffey und Co lieber die Steine aus dem Weg räumen, die Architekt*innen und Bauplaner*innen daran hindern, Berlin wirklich zu einer lebenswerten »Zukunftshauptstadt« umzubauen.
Das hieße, mehr Spielraum zu schaffen bei den Bauplänen, um Umbauten, Umnutzungen, Aufstockungen oder Gebäudeteilungen zu ermöglichen. Den Leerstand zu beenden. Und statt jetzt noch Beton zu mischen und Gasheizungen einzubauen, die zwanzig Jahre halten, nachhaltige Materialien und erneuerbare Energien auch für Geringverdiener zum bezahlbaren Standard zu machen. Wenn das Bau- und Stadtentwicklungsressort unbedingt Geld ausgeben will, dann wäre das an diesen Stellen deutlich besser aufgehoben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.