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Nur ein kurzes Vergnügen
Das 9-Euro-Ticket bleibt wohl eine einmalige Sommeraktion
Die Vorbereitungen für den Start des 9-Euro-Tickets laufen auf Hochtouren. 2,7 Millionen Tickets hat die Bahn bislang von den Aktionstickets verkauft. Es sei »ein wirklicher Renner«, sagte Bahn-Vorstandschef Richard Lutz am Montag. Am Wochenende könnte es eine erste Bewährungsprobe für die Verkehrsunternehmen geben, dann wird nämlich mit einem ersten Ansturm auf die Nahverkehrszüge gerechnet. Vielerorts sollen mehr Regionalbahnen eingesetzt werden. Insbesondere wird damit gerechnet, dass beliebte Reiseziele wie Sylt, die Ostseeküste, das bayerische Oberland oder der Chiemgau vermehrt angesteuert werden.
Mit dem von der Berliner Ampelkoalition eingeführten 9-Euro-Ticket können Fahrgäste im Juni, Juli und August jeweils einen Monat lang bundesweit Busse und Bahnen im Nahverkehr nutzen. Damit sollen Pendler angesichts hoher Energiepreise entlastet werden und neue Kunden für Busse und Bahnen gewonnen werden.
Allerdings dürfen nicht alle Regionalzüge der Deutschen Bahn mit dem Ticket genutzt werden. Nicht zugelassen sind von der DB-Fernverkehrssparte betriebene Nahverkehrsstrecken. Für Verwirrung könnte sorgen, dass die Fahrplanauskunft der Bahn nicht den Unterschied zwischen erlaubten und nicht erlaubten Zügen anzeigt. Bei der Zugwahl gibt es dort lediglich den Button »Nur Nahverkehr«.
Eine Entlastung angesichts der gestiegenen Energiekosten wird im Nahverkehr womöglich aber nicht von Dauer sein. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets nämlich mit steigenden Preisen im Nahverkehr. Hintergrund sind fehlende Ausgleichszahlungen des Bundes etwa für höhere Spritpreise. »Wir werden mittelfristig die fehlenden Gelder auf die Fahrpreise umschlagen müssen oder das Angebot einschränken«, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Montag. »Die Ticketpreise werden also weiter steigen – nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden. Leider kommen wir dann in die Situation, dass Menschen, die ohnehin schon belastet sind, für ihre Fahrten mehr bezahlen müssen.«
Wortmann geht nicht davon aus, dass viele Menschen wegen des dreimonatigen Aktionspreises dauerhaft vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen werden. »Ich sehe das Ticket durchaus positiv«, sagte er. Große Erwartungen habe er aber dennoch nicht. Alle bisherigen Erfahrungen mit besonders günstigem öffentlichen Nahverkehr zeigten nämlich: »Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig.« Mit Agenturen
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