Stahlwerker sind sauer

In Eisenhüttenstadt gehen 700 Metaller für höheren Tarif in den Warnstreik

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit großen Kundgebungen an insgesamt drei Werktoren haben 700 Beschäftigte des Stahlwerks Arcelor-Mittal Eisenhüttenstadt GmbH am Donnerstagmorgen für mehrere Stunden an sechs Standorten die Arbeit niedergelegt. Mit den Warnstreiks wollen sie in den laufenden Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über höhere Löhne den Druck noch einmal erhöhen.

Nach den Worten des Geschäftsführers und Bevollmächtigten der IG Metall Ostbrandenburg, Holger Wachsmann, habe es an den Standorten der Betriebe eine hundertprozentige Beteiligung gegeben, einige Mitarbeitende seien sogar aus ihren freien Tagen gekommen. «Die Stimmung war sehr gut», sagt Wachsmann zu «nd». «Die Leute haben klargemacht, dass sie Prozente wollen und sich nicht mit dem Angebot der Arbeitgeber abspeisen lassen wollen.» Dies sei gerade angesichts der Inflation mehr als nachvollziehbar, so Wachsmann weiter.

«Mit ihrer Absage an dauerhafte Lohnerhöhungen haben die Arbeitgeber in den ersten beiden Verhandlungsrunden die Beschäftigten verärgert und nachhaltig auf den Plan gerufen», erklärt Birgit Dietze, IG-Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen zum Anlass der Arbeitsniederlegung.

«Durch die Sonderkonjunktur der Stahlbranche fahren die Unternehmen hohe Gewinne ein. Den Kostenanstieg durch die Teuerung von Energie und anderen Rohstoffen geben sie in großen Teilen an ihre Kunden weiter.» Die Beschäftigten dagegen trifft die hohe Inflation in voller Härte«, verurteilt auch Dietze die »Blockadehaltung« der Unternehmen. Für die Kolleg*innen sei daher kein Abschluss akzeptabel, »mit dem die Monatslöhne auf dem derzeitigen Stand verharren«. Deren Forderung nach einer deutlichen Steigerung sei »sehr ernst gemeint«.

Im Stahlwerk von Arcelor-Mittal am Standort Eisenhüttenstadt werden pro Jahr rund zwei Millionen Tonnen Stahl hergestellt. Arcelor-Mittal beschäftigt dort rund 2500 Menschen und hat rund 150 Auszubildende.

»In den letzten Jahren haben die Kolleginnen und Kollegen nur Einmalzahlungen erhalten – die letzte Lohnerhöhung war 2019, und die Gewinne im Stahlbereich sind exorbitant hoch«, stellt auch Wachsmann fest.

Der Gewerkschafter schließt weitere Arbeitskampfaktionen nicht aus. »Wenn wir nicht gehört werden, sind die Kolleginnen und Kollegen durchaus bereit, weiterzumachen. Wenn die Arbeitgeber ihre Haltung nicht ändern, haben sie eine mögliche weitere Eskalation der Protestaktionen zu verantworten«, betont Wachsmann. Eine Urabstimmung schloss der Gewerkschafter bei einem fehlenden neuen Angebot der Arbeitgeber nicht aus.

Auch in einem Metallverarbeitungsunternehmen in Ilsenburg (Sachsen-Anhalt) traten nach Gewerkschaftsangaben 250 Beschäftigte in den Ausstand.

Zwei Verhandlungsrunden hatten bislang kein Ergebnis gebracht. Die Gewerkschaft fordert in der Tarifrunde 8,2 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlung 2100 Euro Einmalzahlung angeboten. Die IG Metall hat dieses Angebot als völlig unzureichend zurückgewiesen und die Arbeitgeber aufgefordert, ein Angebot mit einer Erhöhung der monatlichen Entgelte vorzulegen. Dazu sind die Arbeitgeber bis heute nicht bereit.

Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft für die 8000 Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie die Verlängerung der Tarifverträge zur Altersteilzeit, zum Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung. Die nächste Verhandlungsrunde in der ostdeutschen Stahlindustrie ist für den 13. Juni angesetzt.   Mit dpa

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