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Nach Flucht kommt Pflege
Brandenburg will ukrainischen Medizinern den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern
In Brandenburg leben derzeit 28 485 Flüchtlinge aus der Ukraine, das sind knapp 200 weniger als noch vor vier Wochen. Wie Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch vor dem Sozial- und Gesundheitsausschuss des Landtags erklärte, befinden sich unter den Geflüchteten auch einige Menschen, die in das Gesundheitssystem des Bundeslandes integriert werden könnten. Gerade im medizinischen Bereich fehlen in Brandenburg zahlreiche Fachkräfte.
Laut Nonnemacher hätten bereits einige Ärzte, technische Fachkräfte und Pfleger die Anerkennung ihrer Qualifikation für Deutschland beantragt. Hierfür hat das medizinische Personal aus der Ukraine jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen. Zu den Bedingungen für die Erlaubnis zur Berufsausübung gehört laut Sozialministerin unter anderem eine Sprachkundigenprüfung. Nonnemacher schilderte die Anstrengungen einzelner Kliniken, etwa in Brandenburg an der Havel, Fachkräfte an ihr Haus zu binden und notwendige Anpassungsqualifizierungen in ihren Räumen zu organisieren. Diesbezüglich seien in Brandenburg »zahlreiche Aktivitäten zu verzeichnen«.
In vielen Fällen, so Nonnemacher, fehlten jedoch notwendige Dokumente wie Führungszeugnisse oder sonstige amtliche Bestätigungen aus dem Heimatland. Notariell beurkundete eidesstattliche Erklärungen könnten dann als Ersatz dienen. Den Worten der Ministerin zufolge bestehe bei den Flüchtlingen zudem ein großes Interesse am Erlernen der deutschen Sprache.
Erwartungen, dass unter Ausnutzung der Fluchtbewegung Deutschland seinen Bedarf an Fachkräften im medizinischen Bereich decken könne, seien nach den Worten des Linke-Abgeordneten Ronny Kretschmer jedoch illusionär. Er warnte davor, dass ukrainische Flüchtlinge nun in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gedrängt werden könnten. Kretschmer befürchtet eine 24-Stunden-Pflege »weit unter dem geltenden Mindestlohn«.
Wie Nonnemacher zudem schildert, ist die Hilfsbereitschaft der Brandenburger nach wie vor hoch: Fast 82 Prozent aller ukrainischen Geflüchteten seien derzeit bei Privatpersonen untergebracht. Weil nun nach und nach Mietverträge geschlossen würden, sei es wichtig, die Zusatzaufwendungen für die Herbergsanbieter unbürokratisch zu erstatten. Laut Nonnemacher haben sich die Landkreise teilweise dazu entschlossen, entsprechende Pauschalen zu gewähren. Niemand müsse befürchten, aus diesem Grund steuerlich herangezogen zu werden.
Der Auffassung der Linke-Abgeordneten Isabelle Vandre, dass durch Kriegserlebnisse bedingte Traumatisierungen behandelt werden müssen, pflichtete Nonnemacher bei. Ein entsprechender Mehrbedarf sei in kreislichen Krisenstäben festgestellt worden. Neue Programme angesichts der schwierigen Haushaltslage aufzulegen, sei dennoch »nicht ganz einfach«. Aber: »Ich sehe uns da nicht bei null.«
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