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Rückschritte in Budapest
Das 1:1 in Ungarn ist das vierte Remis der DFB-Elf in Folge
Bundestrainer Hansi Flick und Mittelfeldmann Joshua Kimmich wollten einfach nur noch weg. Nach dem 1:1 von Budapest am Samstagabend zwischen Ungarn und Deutschland suchte das Duo zeitnah die Kabine auf.
Auch andere DFB-Akteure wirkten nach dem erneuten Remis in der Nations League ziemlich bedröppelt. Angreifer Karim Adeyemi hockte sich enttäuscht hin. Torwart Manuel Neuer dankte noch den rund 800 mitgereisten Anhängern. Aber der Kapitän drückte seine Enttäuschung verbal aus. »Die Zielstrebigkeit und Leichtigkeit nach vorne haben gefehlt. Man muss aber sagen, dass Ungarn eine unangenehme Mannschaft ist«, sagte Neuer.
Unter Flick blieb Deutschland auch im zwölften Match seiner Amtszeit ungeschlagen. Aber nach vier 1:1-Unentschieden hintereinander tritt das DFB-Team deutlich auf der Stelle. Ein Remis hatte es Ende März im Testspiel in den Niederlanden gegeben – und bei den jüngsten drei Auftritten in diesem Monat in der Nations League gegen England, in Italien und nun auch bei den Ungarn.
Flick bewertete den glücklichen Punktgewinn seiner Schützlinge in der mit 67 000 Besuchern ausverkauften Puskás Aréna durchaus kritisch. »Wir hatten nicht viele Torchancen. Das können wir wesentlich besser. Vom Ergebnis her und von der Art und Weise war es ein Rückschritt«, erklärte Flick. »Wenn man auf die Tabelle schaut, ist aber nichts passiert. Das muss uns Hoffnung und Mut geben, uns gegen Italien mit einem Dreier aus der alten Saison in den Urlaub zu verabschieden.«
Am Dienstagabend könnte sich Deutschland in Mönchengladbach gegen Europameister Italien vorerst Platz eins erobern, wenn am selben Abend Ungarn nicht in England gewinnen sollte. Im Prinzip gehen die Auswahlkicker aller Nationen auf dem Zahnfleisch. Doch Flick kann dem Wettbewerb durchaus etwas Positives abgewinnen.
Das Halbfinale im kommenden Juni, das die vier Gruppenersten der A-Division erreichen, sieht der Nationalcoach als wichtigen Zwischenschritt zur Heim-EM 2024. »In dieser Gruppe ist noch nichts entschieden. Wir müssen jedoch noch eine Schippe mehr drauflegen – oder zwei oder drei. Unser Ziel ist es, im Juni 2023 beim Final Four der Nations League dabei zu sein«, sagte Flick. »Es ist für die Mannschaft noch mal eine Chance, sich weiterzuentwickeln für das große Turnier in Deutschland. Diese Dinge tun gut, wenn man sich dann mit den Top-Nationen noch mal messen kann.«
Diese Aussage verwundert ein bisschen. Denn ab November dieses Jahres steigt ja noch die WM in Katar, die viel höher als die Nations League zu bewerten ist. Im Prinzip peppt Letztere nur reine Freundschaftsspiele etwas auf. Vielleicht kommt die WM in der Tat für die DFB-Auswahl zu früh. In Budapest präsentierte sich lediglich Neuer in Topform. Ihm ist es zu verdanken, dass sich Ungarn nach dem jüngsten 1:0-Erfolg gegen Vizeeuropameister England nicht noch einen weiteren Triumph an die Brust heften konnte.
Angetrieben von ihrem fantastischen Publikum, bei dem im Gegensatz zur deutschen Nationalmannschaftsszene auch Ultras von der ersten bis zur letzten Sekunde Stimmung machten, ging Ungarn durch Zsolt Nagy früh in Front (6.). Jonas Hofmann glich nur drei Minuten später aus. Doch nach vorn ging in der Folgezeit nur wenig, weil beispielsweise Mittelfeldmann Kai Havertz an seinem 23. Geburtstag wenig gelang und Angreifer Timo Werner die Bindung fehlte.
Dennoch hätte es zu einem deutschen Sieg reichen können. Doch als Werner mal völlig freistand, kam der letzte Pass von Hofmann nicht an (72.). »Es fehlte am Ende die Überzeugung, den Ball reinzumachen und die Verantwortung nicht abzugeben«, so Flick.
Der Gegner ging vollmotiviert zur Sache. Auch die in der Bundesliga bei RB Leipzig tätigen Ungarn Péter Gulácsi, Dominik Szoboszlai und Willi Orbán sowie Roland Sallai vom SC Freiburg und der Ex-Mainzer Ádám Szalai wollten ihre Stärke demonstrieren.
Das hielt über das Spielende hinaus an. Vor der Ehrenrunde sangen die Ungarn stolz mit den Fans noch einmal innbrünstig die Nationalhymne. Stolz legten dabei alle Akteure eine Hand aufs Herz. Die deutschen Profis befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon minutenlang in der Umkleide.
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