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- Fußball-EM der Frauen
Wachsende Vorfreude bei der DFB-Elf
Der Kantersieg gegen die Schweiz steigert bei den deutschen Fußballerinnen die Zuversicht vor der EM in England
Eines ist für die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg jetzt schon sicher: »Wir werden mit ganz viel Freude ins Flugzeug steigen.« Mal vorausgesetzt, dass nächsten Sonntag beim Einchecken am Frankfurter Flughafen keine stundenlangen Wartezeiten auf die Stimmung drücken, will das deutsche Frauen-Nationalteam also mit einem breiten Grinsen ihr Quartier im Londoner Westen in Brentford ansteuern, wo auch gleich die ersten EM-Gruppenspiele gegen Dänemark (8. Juli) und Spanien (12. Juli) stattfinden. Anspruchsvolle Herausforderungen, für die eine stimmungsvolle EM-Generalprobe gegen die Schweiz (7:0) gerade recht kam.
Voss-Tecklenburg wirkte geradezu erleichtert, dass sich in Erfurt zwar nicht alle, aber einige Fragezeichen verflüchtigten. Der Rückschlag in der WM-Qualifikation gegen Serbien (2:3) ist vergessen, stattdessen »haben wir uns in vielen Dingen Sicherheit geholt«, freute sich die 54-Jährige. Und vielleicht kann der achtfache Europameister ja immer noch Akzente setzen. »Es ist unser Anspruch, bei der EM zu den Favoriten zu gehören. Wir sehen das Potenzial, um den Titel mitzuspielen«, sagte eine optimistische Trainerin, wohl wissend, dass Dänemark »ein anderer Gegner ist, der einen anderen Fußball spielt«.
Im noch bis Mittwoch dauernden Trainingslager in Herzogenaurach will Voss-Tecklenburg neben der Stärkung von physischen Elementen (»was weh tut«) auch noch in den Austausch mit ihren Führungskräften gehen. Wo sieht ihr Ensemble vielleicht selbst taktischen Verbesserungsbedarf? Es ist eine der wichtigsten Lehren aus der missglückten WM 2019 in Frankreich, als die Kommunikation mit dem neu zusammengestellten Trainerteam und den Spielerinnen nicht klappte. Solche Fehler dürfen sich nicht mehr nicht wiederholen.
So ist die Vorbereitung diesmal eng mit Joti Chatzialexiou, dem Sportlichen Leiter der deutschen Nationalmannschaften, abgestimmt. Schnell kam man überein, nur ein einziges offizielles Länderspiel abzuhalten, um stattdessen lieber hinter verschlossenen Türen Abläufe zu schulen, Spielprinzipien zu verankern und Rollenverteilungen festzulegen. Die am Freitag ausgestrahlte Spielfreude und Frische sprechen für diesen Weg. Mag sich England mit gleich drei Testpartien vor Publikum fürs Eröffnungsspiel gegen Österreich (6. Juli) in Schwung bringen, scheint Deutschland seine EM-Startelf bereits nach einer Begegnung gefunden zu haben.
Vor knapp 6000 Zuschauern im Steigerwaldstadion überragte mit Klara Bühl eine Wackelkandidatin als Dreifachtorschützin. »Wir sind auf dem richtigen Weg. Wenn wir den weitergehen, mache ich mir keine Sorgen, dass wir ein geiles Turnier spielen«, sagte die gereifte Stürmerin. Die 21-Jährige führte ihre tolle Verfassung übrigens auf das neurozentrierte Training mit dem Ex-Bundesligaprofi Jan-Ingwer Callsen-Bracker zurück: »Ich arbeite fast täglich mit ihm zusammen, das hilft mir enorm.«
Was es bei der EM auch braucht, sind Impulse von der Bank. Dass mit Linda Dallmann, Jule Brand und Sydney Lohmann gleich drei Einwechselspielerinnen trafen, erfreute Voss-Tecklenburg sehr. »Eine Startelf allein wird im Turnier nicht weit kommen«, sagte sie. »Wir haben gesehen, dass alle Spielerinnen, die hineinkamen, mindestens das Niveau gehalten haben.« Auch die längst noch nicht topfitte Kapitänin Alexandra Popp wird sich aller Voraussicht über Teilzeiteinsätze ins Turnier kämpfen müssen, wobei die Offensive ohnehin vielfältige Optionen bietet.
Keine belastbare Aussage ist über die Defensive zu treffen – allein daher verbietet sich auch zu viel Überschwang. Die lange verletzte Abwehrchefin Marina Hegering habe einige Situationen »gut wegverteidigt«, fand die Bundestrainerin, doch ob die in kargen fünf Bundesligaspielen beim FC Bayern eingesetzte 32-Jährige wirklich mit Kathrin Hendrich, ihrer künftigen Klubkollegin vom VfL Wolfsburg, eine stabile Innenverteidigung bildet, muss sich erst noch erweisen. Denn der EM-Teilnehmer Schweiz präsentierte sich in einer fast schon erschreckenden Verfassung.
Die Schweizer Topspielerin Ramona Bachmann merkte ob der haarsträubenden Aussetzer ihrer Mitspielerinnen an, dass eine lange Zugfahrt am Tag zuvor nach Thüringen die Beine schwer gemacht habe. Nationaltrainer Nils Nielsen stellte klar, dass dies ja wohl nicht der Grund sein könne, »dass wir fast drei Eigentore machen«. Der Däne arbeitete 2017 noch als Nationaltrainer des späteren Vize-Europameisters Dänemark, der im Viertelfinale ein von Steffi Jones gecoachtes DFB-Team in Rotterdam überrumpelte. Dass Nielsen fünf Jahre später wieder voller Ehrfurcht von einem »super Deutschland« sprach, kann ruhig als Aufmunterung mit ins Reisegepäck nach England.
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