- Kommentare
- Konzertierte Aktion
Kein Recht auf Profit
In Zeiten hoher Inflation wäre Profit- statt Lohnzurückhaltung das Gebot der Stunde
Geht es nach Olaf Scholz, dann müssen alle zusammen die Inflationskrise meistern. »Wir« würden nur gut durch die Krise kommen, »wenn wir uns unterhaken«, sagte der Bundeskanzler nach Beginn seiner Konzertierten Aktion, für die er Gewerkschaften und Arbeitgeber an einen Tisch brachte. Dabei ist fraglich, ob das Ergebnis der Gespräche auch jedem Menschen im Land gleichermaßen nützt oder die Krisenfolgen mal wieder auf die einfache Bevölkerung abgewälzt werden sollen und man nur ans Wir-Gefühl appelliert, um die Einschnitte besser verkaufen zu können.
So ist zwar bereits ein drittes Entlastungspaket im Gespräch. Doch letztlich machte vor der Konzertierten Aktion vor allem ein Wort die Runde: Lohnzurückhaltung. Die Gewerkschaften mögen bitte nicht zu hohe Löhne fordern, damit die Inflation nicht noch weiter steige, war der Tenor. Befeuert wurde die Debatte durch den kolportierten Vorschlag, dass die Gewerkschaften mit steuerfreien Einmalzahlungen zur Zurückhaltung bewegt werden sollten. Zwar bestritt Scholz nun, jemals die Absicht gehabt zu haben, die Gewerkschaften mäßigen zu wollen. Doch allein dass das Dementi erst nach Tagen der Diskussion kam, lässt an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln.
So ist es bezeichnend, dass im Vorfeld der Konzertierten Aktion zwar viel von Lohnzurückhaltung geredet und auch mal an den Staat appelliert, die dritte Partei am Tisch aber noch nicht in die Pflicht genommen wurde: die Arbeitgeber. Dabei haben die meisten Unternehmen ihren Eigentümer*innen in den letzten Jahren trotz Corona & Co. fette Dividenden gebracht. Insofern wäre jetzt Profit- statt Lohnzurückhaltung das Gebot der Stunde. Denn es gibt kein Recht auf Profit.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.