Impfungen gegen Affenpocken starten – bald

Mit Verspätung sollen Praxen und Kliniken ab dieser Woche die Immunisierung anbieten

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir rechnen nicht vor Donnerstag damit«, erklärt ein Mitarbeiter von Checkpoint BLN am Montag. Die Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit am Hermannplatz in Neukölln gehört zu den Institutionen, die Impfungen gegen Affenpocken anbieten sollen – neben 22 Arztpraxen, den Spezialambulanzen der Charité sowie den Kliniken für Infektiologie des St.-Joseph-Krankenhauses Tempelhof und des Vivantes-Auguste-Viktoria-Klinikums Schöneberg. So heißt es in einer Erklärung zum Start der Impfkampagne, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Gesundheitsverwaltung am vergangenen Freitag veröffentlichten. In Berlin stünden derzeit rund 8000 Impfdosen zur Verfügung, im Laufe des dritten Quartals erwarte man weitere Impfdosen vom Bund. Das Bundesgesundheitsministerium hatte demnach mitgeteilt, 240 000 Impfdosen bestellt zu haben.

Ausgeliefert wurden die Impfdosen bislang allerdings nicht. Der dafür nötige Kooperationsvertrag zwischen KV und Gesundheitsverwaltung war trotz der Dringlichkeit bis Ende vergangener Woche nicht unterschrieben worden. Dies ist mittlerweile geschehen, die für Beginn der Woche angekündigte Liste der Praxen, die Impfungen in Berlin anbieten sollen, stand aber am Montag noch nicht zur Verfügung. Sie soll demnach auf der Webseite der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (Dagnä) veröffentlicht werden.

Die Nachfrage sei in den vergangenen Wochen sehr hoch gewesen, hatte auch Jacques Kohl, psychosozialer Leiter von Checkpoint BLN, erklärt. Die Beratungsstelle begleitet unter anderem Menschen, die HIV-Medikamente erhalten oder diese prophylaktisch nehmen, weil sie besonders gefährdet sind, sich mit der Immunschwächekrankheit anzustecken.

Auch Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hatte bereits Ende Mai erklärt, »schnell und konsequent handeln« zu wollen, um Infektionsfälle erkennen und eindämmen zu können.

Eine Erkrankung mit Affenpocken verläuft meist mild und heilt in der Regel von allein ab. Es können jedoch laut Robert Koch-Institut (RKI) auch schwere Verläufe auftreten, zum Beispiel bei Kindern oder immungeschwächten Personen. Der Hauptübertragungsweg ist demnach ein enger Haut-zu-Haut-Kontakt, auch Tröpfchenübertragungen und der Kontakt mit Stoffen und Oberflächen, die eine mit dem Virus infizierte Person benutzt oder berührt hat, sind Ansteckungswege.

Die Impfung wird kostenfrei angeboten. Das verwendete Präparat Imvanex ist in der EU bislang nur gegen Pocken zugelassen, wird aber bereits gegen die Affenpocken – auch MPX genannt, Abkürzung für das englische Monkeypox – verwendet. In Europa werden seit Mitte Mai Fälle festgestellt. Mit Stand 11. Juli 2022 sind 1556 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern ans RKI übermittelt worden. Berlin zählt deutschlandweit mit Abstand die meisten.

Obwohl sich jeder mit dem Affenpockenvirus infizieren kann, wurden bisher am häufigsten Fälle bei schwulen, bisexuellen und anderen Männern festgestellt, die Sex mit Männern haben. In der Hauptstadt sind bislang ausschließlich Männer betroffen, heißt es dazu auf der Seite des Senats. MPX seien aber keine »Schwulenkrankheit«, und schwule Männer demzufolge nicht für den Ausbruch verantwortlich. MPX werden nicht mit einer bestimmten sexuellen Orientierung in Verbindung gebracht. Als Symptome gelten Ausschläge im Genitalbereich und Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Schüttelfrost, Halsschmerzen oder Kopfschmerzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.