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Habeck verärgert die Finnen
Wirtschaftsminister fordert Staatshilfe aus Helsinki für deutsch-finnischen Gashändler Uniper
Während der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck in Europa tourt und für eine stärker vernetzte europäische Energieversorgung wirbt, droht neues Ungemach. Uniper, eines der größten Energieversorgungsunternehmen Europas, steht vor dem Bankrott. Jeden Tag verliert der deutsch-finnische Konzern über 50 Millionen Euro. Seit das russische Partnerunternehmen Gazprom Anfang Juni die vereinbarte Gasmenge auf 40 Prozent drosselte, muss Uniper Gas teuer anderswo einkaufen.
Mit den momentanen Wartungsarbeiten an der Erdgasleitung Nord Stream 1 und dem möglichen Lieferstopp drohen noch größere Verluste. Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach erklärte, dass sich diese bis Ende des Jahres auf bis zu 10 Milliarden Euro belaufen könnten. Uniper hatte sich an den Bund gewandt und um ein Rettungspaket gebeten. Habeck hatte am vergangenen Wochenende im Deutschlandfunk erklärt, dass die Eigentümer von Uniper in der Pflicht stünden: »Es gehört ja jemandem, auch jemandem, der solvent ist und der stützen kann«, so Habeck. Der Wink mit dem Zaunpfahl kam in der finnischen Hauptstadt Helsinki nicht gerade gut an.
Das finnische Energieunternehmen Fortum hält seit 2017 Anteile an der Tochtergesellschaft Uniper, mittlerweile 78 Prozent. Der finnische Staat wiederum ist Haupteigentümer von Fortum mit 50,8 Prozent der Aktien. Europaministerin Tytti Tuppurainen, die auch für finnische Staatsbeteiligungen zuständig ist, reagierte auf Habecks Vorstoß überraschend barsch. Gegenüber der finnischen Nachrichtenagentur STT erklärte die Sozialdemokratin: »Fortum hat Uniper bereits mit einer sehr großen Summe gestützt. Acht Milliarden Euro sind für die finnische Wirtschaft eine extrem große Summe. Das sollte auch der deutsche Wirtschaftsminister zur Kenntnis nehmen.«
Der finnische Staat ist bei vielen strategisch wichtigen Unternehmen des Landes Mehrheitseigner. So gehören ihm 50,1 Prozent der Anteile des Rüstungsunternehmens Patria und 56 Prozent der Fluggesellschaft Finnair. Das Fortum-Firmenmotto »For a cleaner world« (Für eine sauberere Welt) hat bei Klimaaktivisten schon häufiger für Kopfschütteln gesorgt. Im Zuge der Eröffnung des Uniper-Steinkohlekraftwerks Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen wurde auch vor finnischen Botschaften demonstriert. Während Finnland bereits 2029 alle Kohlekraftwerke abschalten will, soll Datteln bis 2038 weiterlaufen. Helsinki treibt also im eigenen Land die Energiewende rasch voran, im Ausland soll dagegen mit der klimaschädlichen Kohle weiter Geld verdient werden. Doch zunächst ist Uniper für Fortum zu einem massiven Verlustgeschäft geworden.
Die Finnen wollen in Verhandlungen mit Berlin den Schaden für das eigene Unternehmen klein halten. An diesem Mittwoch verlor Fortum an der nordischen Nasdaq-Börse bereits mehr als drei Prozent. Die Ratingagentur Moodys prüft bereits eine Herabstufung der Langfrist-Emittenten von Fortum. An den weiteren Gesprächen über ein Rettungspaket wird die finnische Europaministerin Tuppurainen laut Informationen der Zeitung »Helsingin Sanomat« am Donnerstag in Berlin persönlich teilnehmen. Unklar ist, wie die massiven Verluste von Uniper ausgeglichen werden sollen. Ein Teil der erhöhten Kosten könnte an die Verbraucher weitergegeben werden. Im kommenden Winter würden diese das angesichts bereits jetzt stark gestiegener Energiepreise in verheerender Weise zu spüren bekommen.
Auch eine Zerstückelung des Unternehmens ist denkbar. Dabei könnte Fortum versuchen, alle Teile von Uniper, die für den deutschen Markt relevant sind, abzustoßen. Die Gasversorgung und die Kohlekraftwerke dürften dann als ein neues Unternehmen gegründet werden, die vom deutschen Staat gestützt werden. Fortum wird allerdings daran gelegen sein, Unipers Wasserkraftwerke in Deutschland und Schweden zu behalten. In der finnischen Debatte wird der Ton bereits vor den anstehenden Verhandlungen rauer. Die Vorsitzende der oppositionellen rechtspopulistischen Wahren Finnen, Riikka Purra, erklärte am Mittwoch gegenüber »Helsingin Sanomat«: »Deutschland muss selbst die Verantwortung tragen für die energiepolitischen Fehler, die gemacht worden sind. Die finnischen Steuerzahler sollten es nicht tun.«
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