Lustlos versenkte Chance

Die von Berlins SPD-Bausenator jetzt in die Tonne gekloppte Mietensteuer hätte durchaus einen Reiz gehabt, findet Rainer Rutz

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Das war es dann schon wieder mit der Idee einer Mietensteuer zur Abschöpfung von höheren Immobiliengewinnen. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages sagt: Geht nicht. Also geht es nicht, Vorschlag abgelehnt – so in etwa lässt sich die Antwort aus dem Haus von Berlins SPD-Bausenator Andreas Geisel auf eine Anfrage der Linksfraktion zum Stand der Dinge in Sachen Mietensteuer zusammenfassen.

Dabei geht der Vorschlag einer Mietensteuer keineswegs auf irgendwelche verträumten Weltverbesserer zurück, sondern auf das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Über 200 Millionen Euro ließen sich so im Jahr einnehmen und für den sozialen Wohnungssektor verwenden, so die Kalkulation der Forscher, die Ende 2021 von 7000 Wohnungen ausgegangen waren, die sich damit jährlich errichten ließen. Letzteres dürfte zwar angesichts der Baupreise inzwischen ein paar Nummern bescheidener ausfallen. Auch wiesen Mietenexperten schon damals auf Schwächen des Konzepts hin. Aber die Umverteilungs-Idee an sich ist nicht ohne Reiz.

Das sieht Andreas Geisel offenkundig anders. Wobei man vom Bausenator ohnehin nicht mehr viel gehört hat, seit er gemeinsam mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit viel Tamtam und zahlreichen, aber bekanntlich nicht ganz vollzähligen Partnern das Wohnungsbündnis unterzeichnet hat. Wir erinnern uns: Wenn sich alle Beteiligten nur feste »unterhaken«, dann klappt das auch mit den versprochenen 20.000 Wohnungen im Jahr. Und wenn es ein paar Tausend weniger sind, nicht so wild. Und wenn das mit dem »bezahlbar« ebenfalls nicht im angedachten Sinne geklappt hat, kann man ja – um die Regierende zu zitieren – am Ende immer noch sagen: »Aber wir haben viel, viel mehr geschafft als null Prozent!«

Das Scheitern ist so zumindest eingepreist. Und Die Linke hat recht: Mehr bezahlbares Wohnen und mehr Mieterschutz wird es nur mit mehr Regulierung geben. Die Mietensteuer hätte hier eines von mehreren Instrumenten sein können. Eine Chance, die nun lustlos versenkt worden ist.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.