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Machtgeil
Trumps früherer Chefstratege Steve Bannon steht vor Gericht
Immerhin kleidet sich Steve Bannon ordentlich für seinen Prozess, ein schwarzes Sakko über Hemd mit offenem Kragen. Denn sonst ist der Ex-Trump-Berater eher wie ein Bademeister oder Barbesucher in schrillen Hemden und Shorts unterwegs. Bannon positioniert sich zwar nah an der Macht, aber mit der Lässigkeit des Zaungasts.
Das Arbeiterkind war der erste in seiner Familie aus Virginia, der republikanisch gewählt hat. Er war in der Kriegsmarine, dann kam das Studium und anschließend eine Gordon-Gekko-Karriere bei der Investmentbank Goldman Sachs. Sein Durchbruch kam durch seine finanzielle Beteiligung an der Hit-Serie »Seinfeld«. Als Privatier tingelte Bannon als Redner für die rechte Tea-Party-Bewegung durch die Hotel-Ballsäle der Provinz. Dann kam die Rolle als Trumps Chef-Stratege.
Bannons Nichterscheinen vor dem Komitee, das die Ereignisse des 6. Januar untersucht, erklärte er mit der Notwendigkeit, seine Gespräche mit Trump vor dem Kongress zu schützen. Wegen des Nichterscheinens steht er seit dieser Woche vor Gericht. Bannon beklagt sich über den »Schauprozess«. Er war schon einmal im Gefängnis, wegen Verdachts auf Betrugs bei der Finanzierung des Mauerbaus an der Südgrenze. Dann begnadigte ihn Donald Trump.
Steve Bannon ist der gefährlichste rechte Macher in den USA. Mit seinem Podcast »War Room« stampfte er eine Bewegung von Menschen aus dem Boden, die sich als Entrechtete fühlen. Entrechtete, weil ihre Kinder das Falsche in der Schule lernen, weil ihre Geschäfte während der Pandemie gelitten haben, weil die Zukunft der Vereinigten Staaten anders aussieht als die Vergangenheit. Die Ereignisse um den Kapitol-Sturm waren Staffage. Es geht jetzt darum, die Schul- und Wahlbehörden zu erobern. Steve Bannon schmeichelt seinem Publikum: Sie seien die »dünne, blaue Linie« zwischen den USA und dem Abgrund. Er ist gefährlich, ganz egal ob innerhalb oder außerhalb des Gefängnisses.
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