- Politik
- Die Rechte
Sylter Nazi-Demo abgesagt
Vorsitzender der Kleinspartei Die Rechte zieht seine Anmeldung zurück
Die für den 30. Juli von Christian Worch auf der Insel Sylt angemeldete Demonstration der Kleinstpartei Die Rechte findet nach einem Rückzieher des Initiators nun doch nicht statt. Am vergangenen Sonntag gab es noch einen Mobilisierungsaufruf aus den Reihen der Partei. Eine Sprecherin des Kreises Nordfriesland bestätigte die kurzfristige Absage.
Kleinere Gruppen von Punks als Kontrast zum eher gängigen Inselbild von Reichtum und Dekadenz, Proteste aus linken Zusammenhängen, die Prominenten- und ausschweifende Glamourhochzeit von Bundeswirtschaftsminister Christian Lindner und Franca Lehfeldt – von all diesem Publicity- und Medienrummel wollte mit dem Bundesvorsitzenden der Partei Die Rechte, Christian Worch, auch eine bundesweit bekannte Führungsgröße der rechten Szene Aufmerksamkeit für seine Interessen erhaschen. Er selbst sprach vor der Absage von 50 bis 100 Teilnehmern, mit denen er rechne.
Weil der in Parchim als Taxifahrer heimische Worch bisher keine Begründung für die Absage lieferte, kann über die Hintergründe nur spekuliert werden. Sein in diesem Monat öffentlich gewordenes Zerwürfnis mit den Aktivisten des Kreisverbandes Braunschweig/Hildesheim spielt dabei wohl eine maßgebliche Rolle. Es gab gerade erst Streit über eine Demonstration am 23. Juli in Braunschweig, für die Worch es gerade einmal schaffte, sieben weitere Weggefährten zu mobilisieren. Die Worch-Widersacher aus der Partei kündigten nach heftigen Schimpftiraden gegen Worch nur einen Tag später ihre vorzeitige Anreise nach Sylt an; danach erfolgte die offizielle Absage durch den Anmelder.
In den eigenen Kreisen hatten Neonazis unter anderem mit dem ehemaligen Ferienhaus von Hitlers rechter Hand Hermann Göring für das Demo-Ziel geworben. Das Motto der geplanten Worch-Aktion lautete: »Dauerhafte Beibehaltung des 9-Euro-Tickets – Sylt für alle«.
Während die SPD aufgrund der neuen Situation vor Ort einen Gegenprotest, für den auch andere demokratische Parteien bereits zugesagt hatten, ebenfalls cancelte, will das linke Bündnis »Schwarz-roter 1. Mai« auf jeden Fall auf die Straße gehen, um auch auf in den vergangenen Wochen erfolgte Übergriffe durch Neonazis auf Punks auf Sylt aufmerksam zu machen. Im Aufruf heißt es zusätzlich: »Wir bleiben deshalb auch am 30. Juli unbequem für alle Reichen und erinnern daran, dass sie nicht vergessen, wo ihr Geld herkommt. Nämlich von unser aller Arbeit.«
Sylt und braunes Gedankengut, das war zuletzt von 1992 bis 1996 Thema auf der beliebten Ferieninsel. Da saß die dort wohnende Renate Köhler eine Legislaturperiode lang für die rechtsextreme DVU-Fraktion im Kieler Landtag. Für noch mehr Wirbel sorgte die Diskussion über Heinz Reinefarth (1903–1979), der nach Kriegsende trotz seines Wirkens als ehemaliger SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS (»Der Henker von Warschau«) von 1951 bis 1964 als Bürgermeister von Westerland fungierte, ohne jemals für seine Kriegsverbrechen belangt zu werden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.