Notlösung statt Neubeginn

Die Aussichten für die Jugendzentren »Potse« und »Drugstore« bleiben nach ihrer Räumung weiter unklar – und der Bezirk hüllt sich in Schweigen

  • Patrick Volknant
  • Lesedauer: 3 Min.

Die »Potse« hat ein neues Zuhause, in ihm einleben aber kann sie sich nicht. Denn damit es in der Zollgarage auf dem Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafens so werden kann wie einst, müsste erst einmal umgebaut werden: Für seine Veranstaltungen braucht das beliebte Jugendzentrum dringend Schallschutzwände. Die Kosten für die Maßnahmen, so sei der »Potse« vor dem Umzug zugesichert worden, werde die öffentliche Hand übernehmen. 

Diese will davon aber offenbar nichts wissen. »In unserem Haushalt ist keine Finanzierung von Umbau- und Schallschutzmaßnahmen in der Zollgarage für die ›Potse‹ vorgesehen«, schreibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf Nachfrage und verweist auf die momentane Vermieterin des Geländes, die Tempelhof Projekt GmbH. Diese wiederum antwortet »nd«: »Die Gesellschaft hat keine Umbauten zugesichert. Ganz im Gegenteil, sie wies explizit darauf hin, dass ein Budget für die Umbauten momentan nicht vorhanden ist.« Eine schalltechnische Untersuchung habe ergeben, dass das gewünschte Nutzungskonzept selbst mit umfangreichen Maßnahmen nur schwer erfüllt werden könne.

Vorläufigen Schätzungen zufolge, so die Tempelhof Projekt GmbH, würden sich die Kosten für Schallschutzmaßnahmen – unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes – auf rund 700 000 Euro belaufen. »Eine Antwort, ob der Bezirk Tempelhof-Schöneberg Mittel bereitstellen kann, ist noch offen«, heißt es. Auch eine Anfrage durch »nd« ließ das Bezirksamt unbeantwortet.

Seinen alten Standort in der Potsdamer Straße 180 hielt das Kollektiv der »Potse« bis zum vergangenen Jahr besetzt, nachdem eine drastische Mieterhöhung das Aus des Jugendzentrums besiegelt hatte. Am Ende stand die Verdrängung und als Kompromiss mit dem Bezirk Tempelhof-Schönefeld ergab sich der neue Standort am ehemaligen Flughafen, wo die »Potse« bis heute unterkommt. Im damaligen Deal inbegriffen ist laut Kollektiv neben eigenen barrierefreien Toiletten und einem neuen Boden eben auch der Lärmschutz.

»Wir brauchen eine Lärmschutzsanierung, um die für unsere Jugendarbeit seit Jahrzehnten essentiellen Konzertauftritte und Partys zu veranstalten«, teilt das Kollektiv »nd« mit. Auch der »wöchentliche Tresen«, der laut »Potse« einst bis zu über 100 Jugendliche in das Jugendzentrum lotste, soll zurückkehren. »Bei der Sanierung ist der Lärmschutzpart einer der wichtigsten.« 

Auch der Jugendclub »Drugstore« wurde nach über 50 Jahren aus der Potsdamer Straße verdrängt und auch er hadert mit den ihm präsentierten Lösungen. Er soll nun im fernen Lichtenberger »Rockhaus« unterkommen. Der neue Mietvertrag, unterschrieben vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg, läuft laut Kollektiv bis 2027. Gerechnet wird mit einer Umbauphase von zwei bis drei Monaten.

Neben dem »Rockhaus« als Veranstaltungsort für den Jugendclub des »Drugstore« gibt es noch einen zweiten Ort für »leise Nutzungen« durch das gleichnamige Jugendzentrum. Es geht um Fotowerkstätten, Plenumsräume, eine Bibliothek und andere Projekte. Die eigentlich bis Juli 2022 geplante Fertigstellung durch den Bezirk wurde dem Kollektiv zufolge auf Herbst verschoben, obwohl der Mietvertrag überhaupt nur bis 2023 laufe.

Der Kampf, zuerst um den alten Standort und jetzt um eine Alternative, hat Spuren hinterlassen. »Das Kollektiv hat sich mit dem Abschluss des Mietvertrags für den Saal im Rockhaus nicht verändert, aber es ist merklich geschrumpft«, teilt die Initiative »nd« mit. Die Notlösung sorge dafür, dass einige Mitglieder des Kollektivs darüber nachdächten, ihre Arbeit aufzugeben.

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