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Vielversprechende Talente
»Future Prospects vol. 1« ist die neunte Veröffentlichung des Hamburger Techno-Kollektivs The Press Group.
Im April 2022 veröffentlichte das Hamburger Techno-Kollektiv The Press Group seinen Sampler »Future Prospects vol. 1«. Es ist bereits die neunte Veröffentlichung, aber auf dieser Platte geht es nicht um The Press Group selbst, sondern um vielversprechende Talente aus der Minimal-Techno-Szene, die ins Rampenlicht gerückt werden sollen.
The Press Group wurde 2015 in Hamburg gegründet und besteht aus den Mitgliedern DJ Dodo, Rupert Marine und Youthman (29). Im selben Jahr veröffentlichte das Kollektiv mit »Masala« seine erste Platte. Seitdem kommt regelmäßig neue Musik auf dem gleichnamigen Label The Press Group Records heraus.
Das Kollektiv ist mittlerweile gut in der heimischen und internationalen Szene vernetzt, sie spielen regelmäßig im legendären Golden Pudel Club in Hamburg und traten vor dem Krieg auch öfter in der Ukraine auf. Das eigene Label wird auch dafür genutzt, DJs und Produzentinnen aus kleineren Szenen eine Plattform zu geben.
Unter anderem Sasha Zlykh aus Kiev, das vor Russlands Angriff als das neue Berlin galt und während des ersten Lockdowns ein Zufluchtsort für deutsche »Raver« wurde. Der junge Kiever Zlykh ist eines der vielversprechenden Talente auf der neuen The-Press-Group-Platte »Future Prospects vol. 1«. Der Titel ist gleichzeitig auch das Konzept. Auf der EP gibt es keine hauseigenen Songs. Der Sampler besteht aus vier Tracks von vier Gastproduzenten aus Deutschland und der Ukraine.
Als Unterstützung für den Aufbau neuer »Prospects« hat man sich den gestandenen Techno-Veteranen Robert Dietz dazugeholt, der mit seiner Bekanntheit Licht auf die noch unentdeckten Talente werfen soll, ohne sie dabei in seinen Schatten zu stellen. Mit dem Eröffnungstrack »Salbung« gelingt Dietz ein rasanter Einstieg in die Platte. Im dynamischen Old-School-Stil fährt er sein gesamtes Repertoire auf: waghalsige Breaks, knisternde raue Drums, hysterische Anflüge von Synthesizern, wodurch er ein wildes, aber euphorisches Klangszenario erschafft.
Im Folgetrack wird direkt mit der Harmonie gebrochen, die vorher sieben Minuten lang aufgebaut wurde. Das Lied »Donteven« von Aii PS, der nun wirklich zu besagten Talenten auf der Platte gehört, ist eine erheiternde, aber zugleich eigenwillige Produktion. Der Track versprüht Hektik und Lockerheit gleichzeitig und erinnert an Hintergrundmusik aus einem Playstation-Spiel der frühen 2000er Jahre.
Die B-Seite von »Future Prospects vol. 1« gehört den ukrainischen Produzenten Stuparenko/Ghetto Sunrise und Sasha Zlykh. Die Zusammenarbeit mit The Press Group begann schon vor dem Krieg in der Ukraine. 2019 veröffentliche Zlykh seine EP »Lie To Your Mom« auf dem Press-Group-Label.
Stuparenkos »Pine Water« ist ein in sich harmonisches Stück, das mit kurzen rhythmischen Ausschnitten auskommt, die immer wieder neue Akzente in dem Track setzen. Abgeschlossen wird »Future Prospects vol. 1« mit Zlykhs »Pidozepam«. Ein roher, staubiger Sound mit atmosphärischen Einsätzen. Die schnellen Hi-Hats, knallende Snares und Off-Beat-Claps zeigen die Inspiration durch den Chicago House.
Der Sound auf »Future Prospects vol. 1« (präsentiert von The Press Group) lässt sich einerseits dem klassischen Minimal-Techno zuordnen. Durch den Einsatz reduzierter Elemente wird eine minimalistische Ästhetik geschaffen, die auf Wiederholung und Introversion setzt. Trotzdem schaffen es die vier Gäste auf der Scheibe innerhalb des harmonischen Klangbildes, neue Ausformulierungen zu treffen. Dadurch gelingt es ihnen, »himmlische Tänzer*innen und düstere Kellerbewohner*innen« gleichermaßen zu erreichen.
Angesichts der schwierigen Lage in der Ukraine, weiß man als Techno-Fan vor allem die Gastspiele der Ukrainer zu schätzen, weil so die Verbindung in diese spannende Techno-Szene nicht abreißt. The Press Group zeigen mit ihrer aktuellen Platte, dass sie der Szene mehr als nur die eigene Musik beisteuern können, dieses Mal in Form von vielversprechenden Talenten.
The Press Group: »Future Prospects vol 1.« (The Press Group)
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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