Streiken zahlt sich aus

Lufthansa musste erst mit einem Arbeitskampf zu einem besseren Angebot bewegt werden

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Tarifeinigung für das Bodenpersonal bei der Lufthansa kann sich für die Gewerkschaft Verdi sehen lassen. Für Beschäftigte am Check-In etwa bedeutet es ein Lohnplus von 13,6 bis 18,4 Prozent. Doch der Konzern musste erst mittels eines Warnstreiks zu Zugeständnissen bewegt werden. Streiken zahlt sich also aus. Beschäftigte haben durchaus eine Verhandlungsmacht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Gehälter bei der Lufthansa nicht gerade üppig sind. Denn der Konzern hat sich auf Kosten seiner Beschäftigten in der Coronakrise saniert. Fast ein Drittel musste gehen. Zudem musste zum Beispiel das Bodenpersonal auf Gehalt verzichten. Dem Konzern bescherte das ordentlich Profit. Während die Lufthansa am Donnerstag mit Verdi verhandelte, teilte sie mit, dass sie von April bis Juni satte 393 Millionen Euro Gewinn machte.

So wollte es die Konzernspitze offenbar nicht auf einen weiteren Warnstreik ankommen lassen und besserte ihr Angebot schnell nach, zumal sie vermutlich weiß, dass sie über kurz oder lang ohnehin nicht an der Zahlung höherer Löhne vorbeikommt. Denn beim Warnstreik musste Lufthansa zwar rund 1000 Flüge streichen. Diese Zahl relativiert sich aber, wenn man sie mit den mehr als 7000 Flügen vergleicht, die die Airline wegen Personalmangels absagen musste.

In der Luftfahrtindustrie wird derzeit also weniger um die Kundschaft konkurriert, sondern vielmehr um die Beschäftigten. Das zeigt sich auch bei anderen guten Tarifverträgen, die Verdi jüngst in der Branche abschloss. Die Frage ist nur, ob die Lufthansa aus dem Tarifkonflikt mit dem Bodenpersonal gelernt hat. Denn auch das fliegende Personal fordert mehr Geld und ist bereit, notfalls dafür zu streiken.

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