- Kommentare
- Linke-Demo in Leipzig
Fürs Erste gutgegangen
Linke-Demo in Leipzig war nur bedingt ein Erfolg, findet Max Zeising
Es war ein gutes Zeichen, dass die Deutungshoheit über die Sozialproteste ausgerechnet in der Stadt der friedlichen Revolution nicht den Antidemokrat*innen oblag. Dass die Rechtsextremen deutlich mehr Personal als üblich nach Leipzig gekarrt hatten, ließ sich auch darauf zurückführen, dass der Linke-Abgeordnete Sören Pellmann ihnen den Begriff »Montagsdemos« streitig machen wollte. Mit Blick auf die Teilnehmer*innenzahlen auf beiden Seiten bleibt festzuhalten: fürs Erste gutgegangen!
Wahr ist aber auch: Viele Antifaschist*innen kamen nicht wegen der Linken, sondern, weil sie eine Übernahme von rechts verhindern wollten. Auch ihnen hat Pellmann zu verdanken, dass der Montagabend nicht in die Hose ging.
Eine stärkere Artikulation der sozialen Verwerfungen wäre indes möglich gewesen, wenn das Bündnis breiter aufgestellt gewesen wäre. Es fehlten Klimagruppen und Gewerkschaften. Ein solcher Zusammenschluss ist aber schwer möglich, wenn als Hauptorganisatorin eine Partei auftritt. Besser erscheint dafür ein überparteilicher Zusammenschluss.
In der Außenpolitik wurden neben der Verurteilung des russischen Angriffskrieges nun wieder klassische Sichtweisen stärker artikuliert: Frieden mit Russland. Dazu passt, dass nach Medieninformationen ausgerechnet Sahra Wagenknecht am Donnerstag im Bundestag zum Thema Energie für die Fraktion sprechen soll, die – entgegen der Beschlusslage der Partei – die Öffnung von Nord Stream 2 fordert. Es scheint, als kämpfe Die Linke dabei auch um ihre klassischen Wähler*innenmilieus. Allerdings muss sie diesen Kampf auch jenen Ukrainer*innen erklären, die sich gegen den Aggressor Russland weiter wehren wollen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.