Putin beklagt »Sanktionsfieber des Westens«

Für Russlands Präsidenten ist Europa an seiner Versorgungskrise selbst schuld

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 3 Min.

Über die Ukraine wollte er eigentlich nicht sprechen, hieß es im Vorfeld des Auftritts von Wladimir Putin auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok, schließlich gehe es bei der Veranstaltung um ökonomische Fragen. Nur um sich dann doch über den Krieg im Nachbarland zu äußern. Auf die ukrainische Offensive ging der russische Präsident nicht ein, betonte stattdessen, Russland habe den Krieg nicht begonnen. Sein Land habe nichts verloren und werde auch nichts durch die Invasion in der Ukraine verlieren.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges konnte auch der Kreml-Chef nicht leugnen. Kurz vor dem Auftritt hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg einen Bericht veröffentlicht, demnach die russische Regierung mit einem anhaltenden Wirtschaftsrückgang rechnet. Putin selbst sprach in Wladiwostok davon, dass Russland das Schlimmste bereits hinter sich habe und nannte den für 2022 prognostizierten Wirtschaftseinbruch von zwei Prozent »unbedeutend«.

Scharfe Worte gab es von Putin in Richtung Westen, insbesondere wegen der Sanktionen und der Exportbeschränkungen. »Es hat sich herausgestellt, dass wir ein weiteres Mal einfach nur grob abgezockt wurden, wie man im Volksmund sagt«, sagte der Kreml-Chef. Leidtragende seien auch die von Armut bedrohten Länder, da das Getreide aus den ukrainischen Häfen nicht wie ursprünglich zugesichert an sie gehe, sondern vor allem nach Europa. Immerhin habe sich die Situation bereits verbessert, etwa bei Düngemitteln. Allerdings, so Putin weiter, bedrohe das »Sanktionsfieber des Westens« weiterhin die ganze Welt. Eine Isolierung Russlands sei aber nicht möglich, betonte er. Insbesondere China und die Türkei nannte er bei seinem Auftritt als Geschäfts- und Gesprächspartner.

Den Vorwurf, Russland setze Gas als Waffe ein, bezeichnete Putin in Wladiwostok als »Unsinn und Wahn«. Russland, dass die Pipeline Nord Stream 1 wegen angeblicher technischer Mängel gerade stillgelegt hat, sei bereit, die Gaslieferungen sofort wieder aufzunehmen. »Geben Sie uns eine Turbine und morgen starten wir Nord Stream wieder. Alles, was Sie tun müssen, ist einen Knopf zu drücken«, sagte er an die Europäer gerichtet. Auch Nord Stream 2 werde man bei Bedarf in Betrieb nehmen.

Moskaus halte sich an die Verträge und liefere so viel, wie vereinbart, erklärte Putin. Den geplanten Preisdeckel der Europäischen Union auf russisches Gas bezeichnete er als »absolut dumme Entscheidung«. Kommissionschefin Ursula von der Leyen betonte am Mittwoch in Brüssel, man wolle so die Einnahmen Moskaus verringern, die zur Finanzierung des Krieges in der Ukraine verwendet werden. Putin hingegen unterstrich, Russland werde »nichts außerhalb der vertraglichen Vereinbarungen liefern«, sollte jemand dem Land »seinen Willen aufdrücken« wollen. Europa sei selbst schuld an seiner misslichen Lage, so der Kreml-Chef.   Mit Agenturen

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