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Verblüffende Leipziger Verwandlung
Erstes Spiel mit Marco Rose als Trainer: RB Leipzig siegt deutlich gegen Borussia Dortmund
Das berauschende Spiel zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund – zumindest aus Leipziger Sicht – war schon eine Weile abgepfiffen, da forderten die RB-Fans noch immer Marco Rose. Nach dem verblüffenden 3:0 (2:0)-Erfolg der Hausherren skandierten die Anhänger: »Ohne Trainer geh’n wir nicht nach Haus.« Dass Rose als gebürtiger Leipziger bei seiner Rückkehr in die Stadt nach neun Jahren in der Fremde besondere Sympathie genießt, ist klar. Doch dass er nur zwei Tage nach seiner Amtsübernahme als RB-Trainer gefeiert wurde wie nach einem Titelgewinn, war der verblüffenden Verwandlung der Leipziger geschuldet. »Das war noch nicht perfekt, aber wir waren intensiv, haben etwas ausgestrahlt, haben das Stadion und uns gegenseitig mitgenommen. Das war der Schlüssel heute«, freute sich Rose nach der Premiere gegen seinen Ex-Klub.
Im Gegensatz zu den beiden jüngsten blutleeren Auftritten mit 0:4- und 1:4-Niederlagen unter Ex-Trainer Domenico Tedesco stand unter Rose eine komplett andere Elf auf dem Platz. Nicht hinsichtlich des Personals, denn Rose brachte nur Emil Forsberg und David Raum neu ins Team. Sondern hinsichtlich der Einstellung und Spielanlage.
»Ich habe bei den Jungs gespürt, dass es ihnen auf den Sack ging, dass sie keine Ergebnisse hatten. Wir stehen bei RB für eine bestimmte Art und Weise von Fußball, den haben sie im Tank, deswegen sind sie hier, und so sind sie heute auch aufgetreten«, erklärte Rose den Stilwechsel. Alt-Schleifer Eduard Geyer hatte das RB-Spiel unter Tedesco kürzlich treffend mit einem langsamen Walzer verglichen. Dirigent Rose hat nun eindrucksvoll gezeigt, dass RB Leipzig auch noch in der Lage ist, so rasant und leidenschaftlich zu spielen wie eine Punkband. Rose-Entdecker Ralf Rangnick, der auf der Tribüne ebenso zusah wie Ex-RB-Trainer Alexander Zorniger, dürfte gefallen haben, mit welcher Wucht der Hoffnungsträger den Fußball in einem klassischen 4-2-3-1-System interpretieren ließ.
Die Österreicher Xaver Schlager und Konrad Laimer, mit denen Rose bereits in Salzburg zusammengearbeitet hat, zerrissen sich für den neuen Coach und bildeten das Herzstück des neuen, alten RB-Fußballs. An dem Alpen-Bollwerk im Zentrum zerschellten die ersatzgeschwächten, desolaten und ratlosen Dortmunder regelrecht. 74 Bälle eroberten die Leipziger und schalteten blitzschnell über den wie verjüngt spielenden Emil Forsberg und Matchwinner Dominik Szoboszlai um. Der Ungar legte Willi Orban das 1:0 nach einer Ecke auf (6.), erzielte das 2:0 mit einem traumhaften Flatterschuss aus 23 Metern selbst (45.) und leitete auch das 3:0 durch Amadou Haidara (84.) ein.
»Ich habe keine Hand aufgelegt und ich bin kein Zauberer«, stellte der 46 Jahre alte Rose klar. »Wir haben zwei Tage an den Dingen gearbeitet, die wir auf den Platz bringen wollten und das haben die Jungs hervorragend umgesetzt«, sagte er. Anders als sein Vorgänger Tedesco, der in vielen Gesprächen mit der Mannschaft die ideale Spielweise zu finden versuchte, kam Rose mit einer klaren Spielphilosophie und seinem Motto »Fußball ist einfach« im Gepäck am Cottaweg an.
»Ich versuche, für eine bestimmte Art von Fußball zu stehen. Die Jungs haben das direkt in der ersten Ansprache vermittelt bekommen. Da fragen wir nicht, sondern wir machen es so«, erklärte Rose. Mit seiner lässigen Autorität schuf Rose Fakten und das Vertrauen in das Erfolgssystem vergangener Tage. Zumindest für diese erste Phase mit weiteren Spielen bei Real Madrid am Mittwoch und bei Borussia Mönchengladbach am Samstag in dieser Woche. Wenn RB am Mittwoch in der Königsklasse bei den »Königlichen« so auftritt wie gegen den BVB, dürfte das auch Toni Kroos und Luka Modric stressen. Das Rezept ist einfach: »Genau das Gleiche, was wir heute gemacht haben. Jetzt sind wir auf dem richtigen Weg«, sagte Szoboszlai.
Es scheint ganz so, als habe RB Leipzig nach dem Schlingerkurs bei der Suche nach der spielerischen Identität mit Rose nun genau den richtigen Trainer gefunden. Wenn nun in Kürze noch Max Eberl als neuer Sportchef dazukäme, den mit dem Coach eine Männerfreundschaft aus Gladbacher Tagen verbindet, wäre Leipzig auch dauerhaft so gut aufgestellt wie seit Rangnicks Abgang nicht mehr. Eberl wäre der ideale Puffer zwischen Trainer und Klubführung und könnte RB wieder zu einer stringenteren, zur Spielidee passenden Personalpolitik zurückführen. Mit seiner strategischen Expertise und sportlichen Autorität könnte Eberl dem Klub im Gespann mit Rose wieder zu mehr Stimmigkeit und Geschlossenheit bei den Entscheidungen verhelfen und wieder ein Klima schaffen, in dem Trainer nicht im Takt weniger Monate verschlissen werden.
Übrigens: Rose beließ es bei einem kurzen Gruß in die Kurve. Der Ex-Abwehrspieler hat sensible Antennen dafür, wann Zeit zum Feiern ist und wann stattdessen noch gearbeitet werden muss.
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